Österreichische Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle

Generalschema
[Wien 1931/33], hektografiertes Typoskript, 4 S.

S. 1

Generalschema

I.




Allgemeine Charakteristika





Geschlecht, Alter, Beruf, soziale Chiffre, Wohnort, Arbeitsort, Famil[i]enaufbau, Stellung in der Familie, Grösse der Wohnung, Angabe der Arbeitslosen in der Familie.





Indices: Grad der Intellektualität, Wirtschaftlichkeit, wie lange schon Hausfrau






II.




Allgemeine Grundlagen



1)

a)

Aktuelles Inventar (mit Angabe von Kaufort, Zeitpunkt des Kaufs, Preis, Marke, Farbe, Material, Muster, Verwendung einzelner Getränke, zu verschiedenen Mahlzeiten des Tages u[nd] s[o] f[ort]. Eventuelle Unterscheidung zwischen Veränderung in der Verwendung im Sommer und Winter; Unterscheidung in Geschenke und gekaufte Artikel)




b)

die letzten drei Käufe



2)


Veränderungen in der Verwendung (Inventarlängsschnitt)




a)

reiner Inventarlängsschnitt




b)

Geschichte der Verwendung des Gegenstandes



3)

a)

Ungefähre Verteilung von Kauf und Konsum im Wirtschaftsverband.




b)

Wer entscheidet über den anzuschaffenden Gegenstand




c)

Wer kauft ihn ein



4)


Häufigkeit des Kaufs, bzw. der Verwendung




a)

In welchen Zeitabständen wir[d] der Gegenstand gekauft




b)

Wieviel wird auf einmal gekauft



5)

a)

In welcher Weise wird am liebsten eingekauft, offene oder verpackte Ware (Begründung)




b)

In welcher Ausformung und Verpackung wird der Gegenstand gekauft (Begründung)




c)

Wie wird die Ware bezogen, geholt oder zugestellt? In welcher Weise? Was bevorzugt B[eobachtungs]p[erson]? Warum?



6)


Besondere Verwendungsarten des Gegenstandes






III.




Ablauf des letzten Kaufs und die allgemeine Stellung zur Ware


A)



Geschichte des Kaufentschlusses



1)


Entstehung des Planes (Lücke)





oder



2)


zeitlicher Ablauf




a)

Wann entsteht der Bedarf





1) Bei Gelegenheit, wie?





2) Als Ersatz





3) Ausgelöst durch

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b)

Es wurde gekauft





1) Wie lange nach dem Bedarf





2) Warum gerade damals





3) Bemerkungen über den Verlauf zwischen Bedarf und Kauf



3)


Beeinflussende Faktoren der Ladenszeit




a)

Beratungen mit wem





Wo und wann





Worüber





Wie weit richtet sich B[eobachtungs]p[erson] nach dem Rat




b)

Besichtigungen von Auslagen




c)

Informationen in Ausstellungen, Prospekten, sonstiger Reklame, bei Fachleuten




d)

Informationen in Geschäften (welche Geschäfte wurden ohne Kauf verlassen, warum; warum hineingegangen)




e)

Was wurde sonst noch unternommen?



4)


Vorhergegangene Ueberlegungen über den zu kaufenden Gegenstand und seinen Preis


B)



Wahl des Geschäftes



1)


Wo wurde der Gegenstand gekauft?



2)


Warum gerade dort?




a)

Auslage; was an der Auslage war wirksam (zu trennen nach Fern- und Nahwirkung)




b)

Empfehlung





1) Von wem empfohlen





2) Inhalt der Empfehlung




c)

Reklame; genauer Bericht über Ort, Art, Zeitpunkt und die vermutlichen Gründe der Elemente der Wirkung)




d)

Ruf; Inhalt des Rufs




e)

Kaufgewohnheit





1) Wie entstanden





2) Warum beibehalten




f)

Frühere gute Erfahrung; Inhalt der Erfahrung




g)

Persönliche Beziehungen (Rolle des Rabatts)




h)

Sonstiges



3)

a)

Was hat im Geschäft besonders gefallen und missfallen




b)

Allgemeine Beobachtungen und Wünsche über das Geschäft



4)


Geschichte der früher besuchten Geschäfte (benützten Marken)




a)

Wo (welche.... wann)




b)

Gründe des Weggehens (des Wechsels)



5)


Rolle des Verkäufers oder Agenten




a)

Bericht über das Verhalten beim letzten Kauf (Angenehme und unangenehme Erlebnisse)




b)

Worauf kommt es beim Verkäufer der Ware X vor allem an?





Wenn der Gegenstand ein Markenartikel





1) Welche Marke wird gegenwärtig gekauft





2) Seit wann wird sie verwendet





3) Wie dazugekommen





4) Warum beibehalten (Vor- und Nachteile)





5) a) Wurde früher eine andere verwendet, welche





b) Wann gewechselt

S. 3


C)



Wahl des Gegenstandes



1)

a)

Allgemeine Einstellung der B[eobachtungs]p[erson] zum Gegenstand (Begründung)




b)

Veränderungen in diesem Punkt




c)

Was weiss B[eobachtungs]p[erson] von dem Gegenstand



2)


Anticipierendes [!] Schema (was entsprach ihm beim Kauf)



3)


Welche Momente entschieden beim letzten Kauf die Wahl des Gegenstandes



4)


Wie lange und zwischen wieviel Gegenständen wurde gewählt



5)


Welche Vor- und Nachteile zeigt der Gegenstand im Gebrauch



6)


Bericht über eventuellen Umtausch



7)


Welche Anforderungen werden allgemein an den Gegenstand gestellt



8)


Besondere Vorlieben und Abneigungen



9)


Stellungnahme zum Preis




a)

Welchen gezahlt




b)

Welchen beabsichtigt




c)

Wie empfunden (m[ittel] h[och] n[iedrig])




d)

Warum von der ersten Absicht abgegangen




e)

In welchen Preisgrenzen kauft B[eobachtungs]p[erson] durchschnittlich



10)


Rolle der Mode




a)

Wie weit richtete sich B[eobachtungs]p[erson] beim letzten Kauf nach der Mode




b)

Wie erfährt B[eobachtungs]p[erson] von der Mode




c)

Was ist gegenwärtig modern





Wenn der Gegenstand ein Markenartikel



1)


Welche Bedeutung hat die Marke für B[eobachtungs]p[erson] und welche Vorstellungen verbindet sie damit



2)


Urteil über Markennamen (eventuelles Experiment)



3)


Welche Unterschiede bestehen zwischen den einzelnen Marken und woher weiss B[eobachtungs]p[erson] davon






IV.




Allgemeines Hinterland



1)


Bei schon bestehenden Waren wird nach Warengebieten gefragt, die faktisch mit dem Kauf zusammenhängen:





z[um] B[eispiel]





Strümpfe: die letzten drei Schuhkäufe





Autoöl: Auto, Garage, Autoreifen





Bier: welche Lokale werden besucht, warum und zu welchem Zweck





Stauden: Benützung, Entstehungsgeschichte des Gartens





Kölnisch Wasser: Angaben über andere benützte Toilettewässer





Essig: Frage nach Kochbüchern, Herkunft von Rezepten, besuchten Kochvorträgen





El[ektrische] Geräte: Frage nach Benützung von Kohlen und Gasgeräten



2)


Gebiete die vermutlich Analogien oder konkrete Berührungspunkte mit dem Warengebiet aufweisen (Anzuwenden, wenn ein Artikel neu eingeführt oder sein Absatz gesteigert werden könnte) z[um] B[eispiel].

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V.




Kenntnis von Geschäften und Marken



1)


Welche Geschäfte (Marken) kennt B[eobachtungs]p[erson]



2)


Woher (a, g, h, r)



3)


Meinung dazu (a, g, h, r)



4)


Eigene Rubrik über die auftraggebende Firma in Form der Quetschfrage, wenn es ich um eine seltene, noch nicht eingeführte Ware, bzw. Geschäftstypus handelt




a)

Was weiss B[eobachtungs]p[erson] von der Marke (Geschäft)




b)

Wie und wo davon erfahren




c)

Meinung dazu

VI.




Zusätzliche Fragen








1)


Reparaturen




a)

Wo




b)

Wie oft durchschnittlich



2)


Spezialwünsche bei dem Gegenstand



3)


Was für andere Käufe wurden induziert






VII.




Reklame



1)


Welche Reklamemittel sind bekannt



2)


Woher



3)


Wie sieht sie aus (Detailschilderung)



4)


Meinung und Eindrücke dazu



5)


Welches ist die beste Reklame (Warum)



6)


Bericht über eventuelle tatsächliche Wirkungen

Quelle: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Nachlass Paul F. Lazarsfeld, Signatur 1, Filmrolle 1. Auch wenn bei der Erstellung dieses Generalschemas Paul F. Lazarsfeld<01_05_00> (1901–1976) die Hauptarbeit geleistet haben dürfte, kann man doch annehmen, dass auch Marie Jahoda in irgendeiner Form daran beteiligt war. Ein nur geringfügig abgeändertes Generalschema mit dem Titel »Beziehung: Mensch – Ware« befindet sich ebenfalls im Nachlass. © AGSOe

© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

FORSCHUNGSSTELLE
Verein
Präsidium
Kuratorium
Max Horkheimer
Marie Jahodas Bezug
Untersuchungen
"Generalschema"
"Verkaufs- & Konsumbarometer"
Projekt "Leopoldau"