Bericht
an die Freie Gemeinde Gramatneusiedl betreffs der Novelle zur
Arbeitslosenunterstützung und der
Ausgesteuerten in Gramatneusiedl.
22. September 1926
in:
Archiv der Marktgemeinde Gramatneusiedl, Gemeinde-Kurrenden 1919–1938, Sitzungs-Protokoll zur Gemeinde-Ausschußsitzung der Ortsgemeinde Gramatneusiedl am 22. September 1926, S. [4].
Transliteration:
Reinhard Müller.
[4]
2. Finanzreferent, Herr
[Rudolf] Theuer berichtet, dass am 1. Okt[ober] 1926 die XVI. [recte XVIII.;
Anm.
R.M.]
Novelle zum Arbeitslosengesetz in Kraft tritt, derzufolge die Gemeinden den 4 % Beitrag zur Arbeitslosenunterstützung nicht mehr zu leisten haben, dafür aber 16 % zum Erfordernis für die sogenannten Ausgesteuerten zu leisten haben. Für unsere Gemeinde würde dies, bei dem gegenwärtigen Stand der Ausgesteuerten, welcher 73
beträgt und ständig anwächst, eine monatliche Ausgabe für diesen Zweck
von 200 S[chilling] ausmachen, eine Belastung, die die
Gemeinde nicht tragen wird können. Die Regierungsparteien haben nun als Entschädigung für die Gemeinden ein Projekt vorgesehen, demzufolge jeder Gemeinde die Einhebung einer Bier- und Weinsteuer
im eigenen Wirkungskreise zugestanden werden soll. Dies ist eine sehr unpopuläre Steuer, gegen welche sich die Gemeinden mit aller Kraft wären [!] und sind die entgültigen [!] Verhandlungen in dieser Sache noch nicht abgeschlossen. Ich sah mich verpflichtet, hievon dem Gemeinderate Bericht zu
erstatten. Wird zur Kenntnis genommen.
 |