Chronik des Flüchtlingslagers Mitterndorf
1915
In Arbeit!
Januar 1915
Am 3. Januar 1915 beginnt für die nunmehr 53 schulpflichtigen Kinder des
Flüchtlingslagers Mitterndorf der Unterricht in der Schule im ehemaligen Arbeiterwohnhaus
Hoftrakt, Lagerstraße 11. (
Dezember 1914) Den Unterricht, der in
ruthenischer und polnischer Sprache erfolgt, erteilt die unter den
Flüchtlingen befindliche Lehrerin Maria Rydz. Da die Polen meist
römisch-katholisch, die Ruthenen überwiegend griechisch-katholisch sind,
beginnt der Schulunterricht zunächst etwas stockend, weil die 13 Tage
auseinander liegenden Feiertage alle eingehalten werden müssen.

Januar 1915
Am 23. Januar 1915 erfolgt die Weisung der
Bezirkshauptmannschaft Mödling, alle ruthenischen Flüchtlinge des
Flüchtlingslagers Mitterndorf nach Gmünd (Niederösterreich) zu
überstellen. (
25. Januar 1915)

Januar 1915
Am 25. Januar 1915 werden alle
ruthenischen Flüchtlinge des Flüchtlingslagers Mitterndorf nach Gmünd
(Niederösterreich) überstellt. (
23. Januar 1915)
Im Lager verbleiben nur mehr 123 polnische Flüchtlinge. Diese Aktion geht auf die Absicht der Behörden zurück, das
Flüchtlingslager vorübergehend als Kaserne zu nutzen, was aber am
Einspruch der Militärs scheitert.

Februar 1915
Am 4. Februar 1915 kommen 80 sogenannte
repatriierte Soldaten aus dem Kronland Bukowina ins Flüchtlingslager
Mitterndorf; sie sind aus der österreichisch-ungarischen Armee entlassen
worden, können aber
kriegsbedingt nicht in ihre Heimat zurückkehren. In den folgenden Wochen werden weitere Flüchtlinge aus der
Bukowina ins Lager gebracht, so dass im Mai 1915 rund 400 Flüchtlinge aus
der Bukowina hier untergebracht sind.

Februar 1915
Am 16. Februar 1915 erhält Provisor
Ferdinand Stammer, der mit 1. Januar 1915 mit der Leitung der Pfarre
Mitterndorf beauftragt wurde, vom Generalvikar die Erlaubnis, wegen der
hohen Zahl an Flüchtlingen an Sonn- und Feiertagen zweimal am Tag die
Messe zu lesen (»Binationsfakultät«). Die katholischen Flüchtlinge
besuchen die Kirche in Mitterndorf, wobei die Polen einen eigenen Chor
haben, geleitet von einem polnischen Lehrer, der auch Orgel
spielt.

Februar 1915
Am 25. Februar 1915 bricht unter den
Flüchtlingen aus der Bukowina das Fleckfieber (»Flecktyphus«) aus. Es
erkranken 18 Personen, von denen drei sterben. Durch die Trennung der
Kranken von den Gesunden kann die Epidemie zwar eingedämmt, aber erst
nach 21 Wochen beendet werden. (
20. Mai 1915)

März 1915
Am 8. März 1915 erklärt
sich die Österreichisch-Ungarische Monarchie bereit, auf den
italienischsprachigen Teil des Kronlands Tirol, das sogenannte Trentino,
zu verzichten und dieses an das Königreich Italien ‹Regno d’Italia›
abzutreten.

Mai 1915
Am 3. Mai 1915 erklärt
das Königreich Italien ‹Regno d’Italia› offiziell seinen Austritt aus
dem Dreibund. (
2. August 1914)

Mai 1915
Am 20. Mai 1915 erklären die Behörden
offiziell das Ende der Fleckfieber-Epidemie. (
25. Februar 1915)
Ein Teil der aus der Bukowina stammenden Flüchtlinge wird in seine
Heimat verbracht, die Tauglichen müssen wieder zum Militär einrücken.

Mai 1915
Am 23. Mai 1915 erklärt
das Königreich Italien ‹Regno d’Italia›, das sich bisher der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie gegenüber neutral verhielt, Österreich-Ungarn den Krieg.

Mai 1915
Im Mai 1915 entscheiden Militärs der
österreichisch-ungarischen Armee, das
Flüchtlingslager Mitterndorf zu
einem Lager für Südtiroler italienischer Nation zu machen.
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Copyright © 2013 Arnold Krizsanits, Mitterndorf a. d. Fischa
Copyright © 2013 Reinhard Müller, Graz
Stand: Februar 2013

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