|
Soziologie in Österreich |
|
|
||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
|
||||||
|
|
|
|
|
Geschichte |
Jakob Baxa d. i. Jakob Matthias Baxa geb. Wien, Kronland Österreich unter der Enns, Österreich-Ungarn (heute Bundesland Wien, Österreich), am 15. Februar 1895 gest. Mödling, Bundesland Niederösterreich, Österreich, am 10. November 1979 Privatdozent, Soziologe, Wirtschafts- und Literaturhistoriker, Schriftsteller Angehöriger des inneren sogenannten Spannkreises, Gründungs-, Vorstands- und Ehrenmitglied der »Gesellschaft für Ganzheitsforschung« Vater: Franz Xaver Baxa (1866–1922), Tierarzt, Huf- und Wagenschmied Mutter: Katharina Maria Baxa, geborene Felbinger (1871–1955), Fleischhauertochter, Hausfrau Geschwister: 5 Ehe: 1918 mit Maria Helene Ohnheiser (Budapest 1892 – Mödling, Niederösterreich 1963), Oberingenieurstochter, zeitweise Mitarbeiterin Jakob Baxas Kinder: keine Religion: römisch-katholisch Jakob Baxa, zweites von sechs Kindern, wuchs in Wien auf, wo er 1901 bis 1905 die Volksschule absolvierte. 1905 bis 1912 besuchte er das Stiftsgymnasium in Melk (Niederösterreich), dann des Städtischen Gymnasiums in Wels (Oberösterreich). 1910 trat Baxa – wegen seines jugendlichen Alters illegal – der neu gegründeten »Deutschen Ferialverbindung Teutonia« in Gloggnitz (Niederösterreich), wohin seine Eltern samt Familie 1908 übersiedelt waren, bei. Seit 1912 lebte Jakob Baxa in Wien, wo er 1912/13 das Carl-Ludwig-Gymnasium besuchte und 1913 die Reifeprüfung ablegte. Im selben Jahr, 1913, erschien auch seine erste Dichtung, das Schauspiel »Godiva«. 1913 bis 1916 studierte Baxa Rechtswissenschaften an der Universität Wien. 1916 bis 1918 leistete Jakob Baxa Kriegsdienst in der österreichisch-ungarischen Armee, 1917 bis 1918 an der österreichisch-italienischen Front, wo er zuletzt im Rang eines Leutnants der Reserve tätig war. Durch eine Minenexplosion erlitt er einen Gehörschaden, der später seine universitäre Lehrtätigkeit stark einschränkte und ihn 1945 schließlich berufsunfähig machte. 1918 setzte Jakob Baxa sein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien fort, wo er am 14. Juli 1919 zum Dr. jur. promoviert wurde. 1919 und 1920 absolvierte er sein Rechtspraktikum beim Bezirksgericht Gloggnitz (Niederösterreich) und beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien. 1920 bis 1922 arbeitete Jakob Baxa als Sekretär der »Österreichischen Zuckerstelle« in Wien. In dieser Zeit, genauer 1921, begann er mit seinen Forschungen zu soziologischen Problemen der Romantik, die er bis 1930 fortsetzte. Hauptberuflich war er 1922 bis 1945 Angestellter der »Dürnkruter Zuckerfabrik Aktiengesellschaft« in Wien, welche 1926 mit der »Leipnik-Lundenburger Zuckerfabriken-Aktiengesellschaft« fusioniert wurde. In dieser Funktion begann er auch 1930 mit seinen wirtschaftshistorischen Forschungen zur Zuckerindustrie in Österreich. Am 20. Juni 1923 wurde Jakob Baxa aufgrund der Arbeit »Einführung in die romantische Staatswissenschaft« an der Universität Wien bei Othmar Spann (1878–1950) für Gesellschaftslehre habilitiert. Seither war er Angehöriger des engsten sogenannten Spannkreises und Mitarbeiter der Zeitschrift »Ständisches Leben« (Berlin–Wien) sowie der Schriftenreihe »Deutsche Beiträge zur Wirtschafts- und Gesellschaftslehre«. Baxa war Privatdozent (Priv.-Doz.), seit 1932 titular außerordentlicher Universitätsprofessor (tit. a.o. Univ.-Prof.). 1938 wurde er von den Nationalsozialisten als Privatdozent suspendiert (seine Venia Legendi »hat bis auf weiteres zu ruhen«) und 1940 wurde seine Venia Legendi überhaupt eingezogen, obwohl Jakob Baxa Mitglied der »Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei« (NSDAP: Mitgliedsnummer 6,142.365) war. 1945 musste Jakob Baxa wegen völliger Ertaubung infolge seiner Verletzung im Ersten Weltkrieg seine Stellung bei der »Dürnkruter Zuckerfabrik Aktiengesellschaft« aufgeben. Aus demselben Grund erfolgte auch keine Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit an der Universität Wien. Er ließ sich nun mit seiner Ehefrau in Maria Enzersdorf (Niederösterreich), Liechtensteinerstraße 68, nieder, und lebte seit 1975 hier im Pensionistenheim in der Fürstenstraße 47. Baxas Mobilität war auch deshalb stark eingeschränkt, weil seine Frau nach einem 1943 erlittenen Schlaganfall beinah erblindet und seit etwa 1945 bettlägerig war und er sie gemeinsam mit der Pflegetochter Dr. Roswitha Behler, verheiratete Fries (1939–1996), pflegte. Jakob Baxa unterhielt auch nach 1945 enge Kontakte zum sogenannten Spannkreis und war unter anderem 1956 Mitarbeiter der Schriftenreihe »Stifterbibliothek« sowie 1956 Gründungs- und seit 1967 Ehrenmitglied der »Gesellschaft für Ganzheitsforschung«. Jakob Baxa, der im Spital in Mödling (Niederösterreich) an allgemeiner Arteriosklerose starb, wurde auf dem von ihm mitinitiierten »Romantiker-Friedhof« von Maria Enzersdorf beigesetzt, wo auch seine Vorbilder begraben worden sind: der Schriftsteller und Priester Zacharias Werner (1768–1823) sowie der Philosoph, Staatstheoretiker und Diplomat Adam Heinrich Müller (seit 1826: Ritter von Nittersdorf; 1779–1829).
Copyright © 2013 Reinhard Müller, Graz |