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Der Aufstand vom Februar 1934 zur Verteidigung der Demokratie in Österreich
Eintrag von
Leopold Eder (1899–1963) in: Denkbuch der Pfarre Moosbrunn.
Band 2, S. 91.
Transliteration:
Reinhard Müller.
91
Vom 12.–15.II.1934: Februarrevolution: Tagelang war der Geschützdonner aus Wien hier vernehmbar wie a[nno] 1848, bange Tage u[nd] Nächte auch hier. Der
Schutzbund, die bewaffnete
Organisation der sozialdemokr[atischen] Partei, war in der Glasfabrik [von Moosbrunn;
Anm.
R.M.] und in Mariental [!] stark. Schnell waren Ortswehren gebildet, die die Gendarmerie unterstützten. Bereitschaft bei Tag u[nd] Nacht.
Heimatschutz u[nd] Sturmscharen, Wehrorganisationen, traten in Aktion. Die Schulen waren geschlossen, die Faschingsunterhaltungen (12.2. war Fasch[ing] Montag) wurden abgebrochen. Unsere Bevölkerung bewahrte völlige Ordnung u[nd] Ruhe. In der Nacht war der Befehl des Kanzlers [d.i. Engelbert
Dollfuß; Anm.
R.M.] im Radio verlautbart: Die Sozialdemokratie ist aufgelöst. In
Gram[at] Neusiedl wurde der sozialdemokr[atische]
Gemeinderat aufgelöst, der Bürgermeister [d.i.
Josef Bilkovsky;
Anm.
R.M.] abgesetzt (alle sozialdem[okratischen] Funktionäre in Österreich wurden ihres Amtes verlustig), die Bürgermeister u[nd] Gemeindevorstehung Moosbrunns
u[nd] Velms verblieben. In Gram[at] Neus[iedl] wurde Leo Wiltschke, Schuldirektor i[m] R[uhestand], zum Gemeindeverwalter bestellt u[nd] ist nun Bürgermeister. Einige Schutzbundführer wurden verhaftet. Nach langem Suchen nach Waffen fand die Gendarmerie unter der Brücke (Piesting) oberhalb Moosbrunns Munition.
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