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Marie Jahoda
Über die Bedeutung des inhaltlichen Aspekts der Marienthal-Studie
Keymer, Sussex 1978
in Mathias Greffrath
(geb. 1945): »Ich habe die Welt nicht verändert.« Gespräch mit
Marie Jahoda, in: Die Zerstörung
einer Zukunft. Gespräche mit emigrierten Sozialwissenschaftlern.
Aufgezeichnet von Mathias Greffrath. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1979
(= das
neue buch. 123.), S. 103–144, hier S. 120 & 121–122.
120
Marienthal
ist
einzigartig. […] Marienthal konnte nur entstehen in einer
Gruppe von Menschen, für die das Problem wichtiger war als die Methode.
Und das ist es, was meiner Meinung nach diese statistisch naive Studie
zu einer immer noch ausgezeichneten Studie macht. […]
121
Es gab damals in
Österreich eine weitreichende Diskussion in der Sozialdemokratischen
Partei über die möglichen Konsequenzen der Arbeitslosigkeit. Ein Teil
der Diskutanten hat gesagt, es ruiniere die Arbeitslosen und mache sie
apathisch; und der andere Teil hat gesagt, es führe zu einer Revolution.
Es war die öffentliche Debatte über die Konsequenzen der
Arbeitslosigkeit, die Marienthal zu einer so bemerkenswerten
Studie gemacht hat. Denn diese Studie hat ganz klar gezeigt, daß das
Elend nicht zu einer sozialistischen Revolution führt, daß Menschen, die
nicht genug zu essen haben und keine Aussicht auf eine regelmäßige
Arbeitsmöglichkeit, nicht die Menschen sein können, die zu einer
sozialistischen Revolution beitragen. Das ist die Bedeutung von
Marienthal, mehr als die Methoden.
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