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Marie Jahoda über ihre Aufgaben bei der Untergrundarbeit Wien, 1934 bis 1936 Es war sehr konspirativ, aber es war, zumindest in den ersten Jahren, noch immer eine Massenbewegung. Wir hatten alle illegale Namen.1 Eine meiner Hauptaufgaben war es, Wohnungen aufzutreiben, erstens, wo [Joseph] Buttinger schlafen konnte, zweitens, wo man sich treffen und mit Leuten Kontakt aufnehmen konnte, die in eine Zelle kommen wollten, um dort Vorträge zu halten. Da war noch soviel Witz und Unternehmungslust in der illegalen Partei. Zum Beispiel haben wir eine Reisebroschüre über Wien herausgebracht. Die ersten zwei Seiten waren ganz wie eine Reisebroschüre und dann blätterte man um und da kam sozialistische Propaganda. Wir haben natürlich auch die illegale Arbeiterzeitung verteilt und Stellen organisiert, an denen man sie abholen konnte. [...]Aber dann sind immer mehr Leute verhaftet worden. Buttinger hatte mir die Papiere des illegalen Exekutivkomitees zur Aufbewahrung gegeben. Ich hab damals schon das Gefühl gehabt, daß ich beobachtet werde. Mathias Greffrath: »Ich habe die Welt nicht verändert.« Gespräch mit Marie Jahoda, in: Die Zerstörung einer Zukunft. Gespräche mit emigrierten Sozialwissenschaftlern. Aufgezeichnet von Mathias Greffrath. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1979 (= das neue buch. 123.), S. 103–144, hier S. 129–130.
1 Marie
Jahodas Decknamen waren »Hanna« und »Lotte«,
ihr Pseudonym in der illegalen Zeit war »M. Mautner«.
Anmerkung
Reinhard Müller.
© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
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