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Joseph Buttinger Pseudonym: Gustav Richter; Decknamen (Auswahl): Alexander; Erich; Ernst; Franz;
Hubert; Ernst Janisch; Joseph; Korac; Rudolf Joseph Buttinger, Sohn des österreichischen Straßen- und Bergbauarbeiters Anton Buttinger (1878–1947) und der österreichischen Landarbeiterin Maria Buttinger, geborene Birkenauer (1888–1958), hatte drei Geschwister: den Glasschleifer Anton Buttinger (1904–1962), Maria Buttinger, verheiratete Fuchs (1908–?), und den Lehrer Alois (seit dem Exil: Louis) Buttinger (1909–1996). Joseph Buttinger kam 1919 als Landarbeiter nach Waldzell (Oberösterreich) und arbeitete 1921 bis 1924 als Glasschleifer in Schneegattern (Oberösterreich).1921 begann er seine politischen Karriere als Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« (SDAP) und der Gewerkschaft der Glasarbeiter: 1922 wurde er Gruppenobmann der »Sozialistischen Arbeiterjugend Deutsch-Österreichs« in Schneegattern, anschließend Kreisobmann von Wels (Oberösterreich); daneben hatte er leitende Funktionen in der lokalen Arbeiterturn- und Arbeiter-Abstinenten-Bewegung inne. 1924 bis 1926 überbrückte er seine Zeit der Arbeitslosigkeit durch Selbststudium und nahm 1926 am Kurs für sozialistische Lehrer des »Sozialdemokratischen Erziehungs- und Schulvereins Freie Schule – Kinderfreunde« in Schönbrunn, Wien, teil. 1926 bis 1930 arbeitete Buttinger als Hortleiter der sozialdemokratischen »Kinderfreunde« in Sankt Veit an der Glan (Kärnten) und war 1930 bis 1934 Sekretär der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« ebenda. 1930 besuchte Buttinger die sozialdemokratische Arbeiterhochschule in Wien. Von Mai bis August 1934 war er wegen illegaler Tätigkeit in Haft und wurde danach aus Kärnten ausgewiesen. Buttinger übersiedelte nach Wien, wo er Mitglied der Gruppe »Der Funke« um Leopold Kulcsar (1900–1938) und dessen Frau Ilse Kulcsar (1902–1973) war. Im September 1934 wurde Buttinger – neben Franz Rauscher (Wien 1900 – Wien 1988) – Zweiter Länderreferent beim Zentralkomitee der »Revolutionären Sozialisten Österreichs«, im Oktober 1934 – nach der Verhaftung Rauschers – dessen Erster Länderreferent und Mitglied des Zentralkomitees. Damals benutzte Buttinger die Decknamen beziehungsweise Pseudonyme »Erich«, »Ernst«, »Franz«, »Rudolf« und »Gustav Richter«. Zu den heftigsten Gegnern Buttingers innerhalb der Sozialdemokratie gehörte damals Karl Hans Sailer (1900–1957). Von der deutschen Gruppe »Neu Beginnen« stark beeinflusst, setzte sich Buttinger für eine scharfe Abgrenzung der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« von der alten »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« ein, propagierte den Aufbau einer konspirativen Kaderorganisation und war ein Vertreter der langen Perspektive der Illegalität. Zur Jahreswende 1934/35 nahm er an der Sylvesterkonferenz der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« im tschechoslowakischen Brno teil; durch besondere Vorsichtsmaßnahmen entging er im Januar 1935 der auf die Konferenz folgenden Verhaftungswelle. Vom Februar 1935 bis März 1938 war Buttinger Obmann des Zentralkomitees der »Revolutionären Sozialisten Österreichs«, Redaktionsleiter von dessen illegalem Organ »Die Revolution«, Redakteur des illegalen »Informationsdienstes der Revolutionären Sozialisten« beziehungsweise »Nachrichten-Dienstes der Revolutionären Sozialisten« und 1936 bis 1938 Redakteur des illegalen internen Diskussionsorgans »Die Debatte der R[evolutionären] S[ozialisten] Österreichs« (Wien). Buttinger organisierte die Umstellung der illegalen Parteiorganisation in Österreich auf Kaderschulung und langfristige Untergrundarbeit und führte Verhandlungen über eine Einheitsfront mit dem Zentralkomitee der »Kommunistischen Partei Österreichs« (KPÖ). Daneben führte er seit 1937 eine heftige Auseinandersetzung mit den Sozialdemokraten Otto Leichter (Wien 1897 – New York, N.Y. 1973) und Otto Bauer (1882–1938), welche angesichts der Moskauer Prozesse die Sowjetunion als revolutionäre Führungskraft gegen den Nationalsozialismus in Frage stellten. Seit Anfang 1938 bemühte sich Buttinger – in Erwartung eines Anschlusses Österreichs an Deutschland – um die Rettung exponierter Funktionäre der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« in Österreich durch Emigration. Unmittelbar nach dem »Anschluss« floh er selbst ins Ausland und nahm im April an der Tagung der österreichischen Sozialisten in Brüssel teil, wo sich die führenden Vertreter der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« und der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs« im Exil auf eine gesamtdeutsche Revolution einigten und damit auf die Wiedererrichtung eines selbständigen Österreich verzichteten. Anschließend ging Buttinger nach Paris, wo er Obmann der neugegründeten »Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten« (AVÖS) wurde, welche nach den Auseinandersetzungen mit Otto Bauer nur aus Mitgliedern des Zentralkomitees der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« bestand. Buttinger wurde zunächst Redakteur, nach dem Tod von Otto Bauer Co-Redaktionsleiter der Zeitschrift »Der Sozialistische Kampf / La Lutte Socialiste« (Paris). Damals wirkte er unter den Decknamen »Hubert« und »Joseph Alexander«. Im September 1938 war er Mitbegründer der »Arbeitsgemeinschaft für sozialistische Inlandsarbeit« und im Oktober 1938 des »Arbeitsausschusses deutscher Sozialisten und der Revolutionären Sozialisten«. Nach Kriegsausbruch wurde Buttinger vom September bis Oktober 1939 im Stadion von Colombes und im Lager Meslay interniert. 1939 heiratete Joseph Buttinger die Psychiaterin und Psychoanalytikerin Muriel Morris, verheiratete Gardiner (Chicago, Illinois, am 23. November 1901 – Princeton, New Jersey, am 6. Februar 1985), welche 1926 bis 1938 in Wien studiert und mit den »Revolutionären Sozialisten Österreichs« zusammengearbeitet hatte. Im November 1939 flüchtete Buttinger in die USA, wo er 1943 US-amerikanischer Staatsbürger wurde. Er ließ sich in New York nieder und blieb weiterhin Obmann der »Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten«. Seit Januar 1940 war er leitendes Mitglied der »International Relief Association«, später »International Rescue Committee«. Wegen der Ablehnung einer nicht durch tatsächliche Bewegung im Lande legitimierten Emigrationspolitik erfolgte im März 1941 die »vorläufige Stillegung« der »Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten«. Im Dezember 1941 trat Buttinger – gemeinsam mit anderen – aus der »Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten« aus, welche damit endgültig zu existieren aufhörte. Seither war er als freier Schriftsteller tätig und baute die »Library of Political Studies« in New York auf, eine sozialpolitische Studienbibliothek mit zuletzt etwa 50.000 Bänden, die 1971 großteils der Universität Klagenfurt übereignet wurde. 1945 bis 1947 war Buttinger Europa-Direktor des »International Rescue Committee« in Paris und Genf, seit 1954 ständiger Mitarbeiter und zeitweise auch Herausgeber der Zeitschrift »Dissent« (New York, N.Y.). Nach einem Aufenthalt in Südvietnam 1954 beschäftigte sich Buttinger intensiv mit dem Vietnam-Problem, wurde Berater der U.S.-Vietnampolitik und trat für Sozialreformen und eine Koexistenz mit Nordvietnam ein, wobei er zunächst auch Förderer des südvietnamesischen Diktators Ngô Đình Diệm (Quảng Bình 1901 – Saigon [Thành phô Hô Chí Minh], 1963) war. Buttinger, dessen Vietnam-Studienbibliothek mit etwa 7.000 Bänden 1975 an der Harvard University ging, war auch Gründer der »American Friends of Vietnam«. Bücher von Joseph Buttinger
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Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
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