Fritz Zerner

seit 1945: Frédéric Zerner
das ist Friedrich Zerner
geb. Wien, am 31. Mai 1895
gest. Marseille (Bouche-du-Rhône), am 3. April 1951
Physiker und sozialdemokratischer Parteifunktionär, Schwager von Marie Jahoda


,

Fritz Zerner, Sohn des Arztes Theodor Zerner (Wien 1868 – Wien 1921) und der Hausfrau Sara Susanne Zerner, geborene Brecher, hatte zwei Geschwister: die Pianistin, Volksbildnerin und sozialdemokratische Parteifunktionärin Gertrud Zerner, verheiratete Magaziner (Wien 1899 – Wien, am 3. Oktober 1984), und die sozialdemokratische Parteifunktionärin Liesl Zerner (1905–1986). Nach der Matura am Stubenberg-Gymnasium in Wien 1913 begann Fritz Zerner ein Studium der Physik an der Universität Wien, wurde dann aber als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen, wo er zuletzt den Rang eines Offiziers inne hatte. 1920 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert, arbeitete Zerner 1020 bis 1922 als Assistent an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg und 1922 bis 1927 am Institut für Theoretische Physik der Universität Wien; daneben unterrichtete er an auch an der Volkshochschule. Schon früh Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« (SDAP), war Zerner 1927 bis 1934 Oberkommissär bei der Gemeindeschutzwache der Stadt Wien, Mitglied des Präsidiums des sozialdemokratischen »Republikanischen Schutzbundes«, wo er leitend im technischen Apparat tätig war, und Präsident des »Arbeitersportklubs – Flugsportverein«.
1925 heiratete Zerner Elisabeth Henriette Lazarsfeld (Wien 1903 – Paris 1983), die Schwester von Paul Felix Lazarsfeld (1901–1976), damals Inhaberin eines Vervielfältigungsbüros in Wien. Aus der Ehe stammen zwei Söhne: der Mathematiker Martin Theodor Zerner (Wien 1932 –), und der Kunsthistoriker Henri Thomas Zerner (Suresnes, Hauts-de-Seine 1939 –). Seit dem Aufstand vom Februar 1934 zur Verteidigung der Demokratie arbeitslos, beteiligte sich Fritz Zerner an der Untergrundarbeit in Wien im Rahmen des illegalen »Autonomen Schutzbundes« und wurde im November 1936 in der » ">Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeiter der Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle« vorübergehend verhaftet.
Nach dem »Anschluss« wurde Fritz Zerner 1938 verhaftet und nach mehrmonatiger Haft mit der Auflage entlassen, das Deutsche Reich zu verlassen. Er flüchtete nach Frankreich, wo er 1938 bis 1939 als wissenschaftlicher Berater der »Société Coanda Clichy-sur-Seine« fungierte. 1939 nach Kriegsbeginn vorübergehend interniert, war er 1939 bis 1943 Dienstleister (»Prestataire«) bei einer Arbeiterkompanie in Südfrankreich. Im Frühjahr 1943 begann er seine illegale Arbeit bei der Résistance in Südfrankreich, wurde nach der Invasion der Alliierten Truppen in Frankreich dem Generalstab der »Forces Françaises de l'Intérieur« (FFI) zugeteilt und war nach der Befreiung Frankreichs Mitarbeiter und Übersetzer des »8e Bureau«, später des »2e Bureau« des Etat-Major de L'Armee (französischer Generalstab). 1945 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft und wurde später für seine Tätigkeit bei der Résistance hoch dekoriert. Zerner, Miglied der »Section Française de l'Internationale Ouvrière«, war 1947 bis 1948 leitender Ingenieur beim Office National des Etudes et Recherches Aéronutiques (ONERA) und 1949 bis zu seinem Tod Mitarbeiter des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) der Université Aix–Marseille in Marseille.

Bücher von Friedrich Zerner
  • Die Maxwell-Hertz'sche Theorie. Berlin: Springer 1927, 145 S. Separatabdruck aus: Handbuch der Physik, 12. Bd.
  • (Frédéric Zerner; mit Albert Métral) L'Effet Coanda. Paris: En vente au Service de documentation et d'information technique de l'aéronautique, 1948 (= Publications scientifiques et techniques du Ministère de l'Air. 218.), 82 S.
Im Wesentlichen beruht dieser Artikel auf Werner Röder & Herbert A. Strauss (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1. München–New York–London–Paris 1980.

© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

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