Georg Jahoda

geb. Wien, am 28. November 1863
gest. Wien, am 24. November 1926
Druckereibesitzer und Verleger,
Onkel väterlicherseits von Marie Jahoda


Georg Jahoda wurde als drittes von fünf Kindern des aus Böhmen nach Wien eingewanderten Buchdruckers Salomon Jahoda (15. Juni 1831 – Wien 1905) und dessen Ehefrau, der Hausfrau Johanna, geborene Buchheim (? – Wien, am 30. Januar 1897), in Wien geboren. Nach der Grundschule machte er eine Druckerlehre im Unternehmen seines Vaters, das er später übernahm und zur renommierten Druckereifirma »Jahoda & Siegel« ausbaute, die seit 1901 auch Bücher, Broschüren und Zeitschriften verlegte. Die Druckerei in Wien 3., Hintere Zollamtsstraße 3, befand sich in unmittelbarer Nähe des Geschäftes seines Lieblingsbruders Carl Jahoda (1867–1926), dem Vater von Marie Jahoda, mit dem er unter anderem regelmäßig Gelegenheitsgedichte verfasste.
Georg Jahoda heiratete Hedwig Bergmann (23. Juni 1873 – im KZ 1943), mit der er drei Kinder hatte: Johanna (später: Joan), verheiratete Koenig (Wien, am 8. November 1900 – Chicago, Illinois, am 20. Juli 1995), Pauline »Paula«, verheiratete Hostovsky (seit 1964: Host; Wien, am 19. Juli 1902 – ?), und Martin (Wien, am 13. Dezember 1903 – New York, N.Y., am 18. Juli 1990).
Georg Jahoda wurde ein geradezu fanatischer Bewunderer des Schriftstellers Karl Kraus (1874–1936), dessen bekannte Zeitschrift »Die Fackel« er zwischen Oktober 1901 und Oktober 1926 druckte: insgesamt 661 Nummern. Jede dieser Nummern wurde unter Georg Jahodas persönlicher Aufsicht und Mithilfe gedruckt, wobei er auch dem aufwendigen Arbeitsstil Kraus' – jede Nummer wurde Stück für Stück geschrieben und in eben dieser Weise auch mehrmals gesetzt – Rechnung trug. Seit Oktober 1907 war die Druckerei außerdem Sitz des Zeitschriftenverlags »Die Fackel«, seit 1908 auch Sitz des Redaktionsbüros und seit 1919 auch Sitz des »Verlags ›Die Fackel‹«, wodurch die Gesamte Herstellung und der Vertrieb in Händen Georg Jahodas lag. Seine Verdienste würdigte Karl Kraus in einem Nachruf mit Gedicht. Georg Jahodas Sohn Martin setzte seit 1926 die Arbeit seines Vaters für Karl Kraus fort.

Ausgewählte Publikationen des Verlags Jahoda & Siegel 1901 bis 1926

  • Die Fackel (Wien), 3.–25. Jg. (1901–1926).
  • Karl Kraus: Sittlichkeit und Kriminalität. Wien–Leipzig: Jahoda & Siegel 1902, 24 S. Separatabdruck aus: Die Fackel.
  • Joseph Schöffel: Die Autonomie. Studie. Wien–Leipzig: Jahoda & Siegel 1902, 24 S. Separatabdruck aus: Die Fackel.
  • Joseph Schöffel: Immunität und Incompatibilität. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1903. Separatabdruck aus: Die Fackel, 4. Jg., Nr. 125 (31. Dezember 1902).
  • Karl Kraus: Der Fall [Leontine von] Hervay. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1904, 33 S. Separatabdruck aus: Die Fackel.
  • Joseph Schöffel: Erinnerungen aus meinem Leben. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1905, 334 S.
  • Bruno Monasch: Über den Energieverlust im Dielektrikum von Kondensatoren und Kabeln. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1906, 55 S. Zugleich Dissertation, Technische Hochschule Danzig [Gdańsk] 1906.
  • Karl Kraus: Maximilian Harden. Eine Erledigung. Wien–Leipzig: Verlag »Die Fackel« [Jahoda & Siegel] 1907, 36 S. Separatabdruck aus: Die Fackel.
  • Franz Mayer: Der moderne Weg der Annonce und ihre Folgen. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1907.
  • Wittels, Fritz: Alte Liebeshändel. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1909, 182 S.
  • Robert Scheu: Karl Kraus, geschrieben zum 10. Jahrestags des Erscheinens der »Fackel«. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1909, 39 S.
  • Karl Hauer: Von den fröhlichen und unfröhlichen Menschen. Gesammelte Essays (mit unveröffentlichten Arbeiten). Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel [1910], 299 S.
  • Johann Nepomuk Hofzinser: Kartenkünste. Gesammelt und herausgegeben von Ottokar Fischer. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1910, VIII, 218 S.
  • Albert Ehrenstein: Tubutsch. Mit 12 Zeichnungen von O[skar] Kokoschka. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel [1911], 64 S.
  • Karl Kraus: [Johann] Nestroy und die Nachwelt. Zum 50. Todestage. Gesprochen im Großen Musikvereinssaal in Wien. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1912, 25 S.
  • E. Stroh: Die achtzehn Millionen der Staats-Eisenbahn-Gesellschaft. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1912, 24 S.
  • Hans Jüllig: Lied vom Sieg. Gesprochen vom Hofburgschauspieler Karl Skoda. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1916, 2 Bl.
  • Richard Kassel: Die geistigen Arbeiter und die sozialdemokratische Partei. Eine marxistische Erörterung für denkende Sozialisten. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1920, 15 S.
  • Richard Kassel: Soziale Probleme der Intellektuellen. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1920, 47 S.
  • Korrespondenz für Gemeindewirtschaft. Herausgeber: Verein »Forschungsinstitut für Gemeinwirtschaft«. Verantwortlicher Redakteur: Johann Joachim. (Wien–Leipzig), 1. Jg. (1920), 4 Nrn.
  • Oswald Rossi: Journalistische Dialektik. Eine Kritik der Tageszeitung zugleich eine Anleitung für ihre Leser. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1920, 64 S.
  • Carl Jahoda: Zur Frage des Abbaues der staatlichen Lebensmittelzuschüsse. Brot und Wasser. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1921, 13 S.
  • Heinrich Färber: Das Geldproblem als Grundlage zur Sanierung der Weltwirtschaft. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1922, 64 S.
  • Heinrich Färber: Kritik der Volkswirtschaftslehre. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel [1922], 16, 101, 43 S.
  • Der Straßenbahner. Organ zur Wahrung und Förderung der wirtschaftlichen, sozialen und Kulturellen Interessen der Straßenbahner Wiens (Wien–Leipzig), 1.–4. Jg. (1923–1926).
  • Mechtild Lichnowsky: Der Kampf mit dem Fachmann. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1924, 308 S. 2. Auflage ebenda 1925.
  • Wie gehst Du? Wie fährst Du? Herausgegeben vom Österreichischen Touring-Club mit Genehmigung und Unterstützung der Polizei-Direktion Wien. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel [1925], unpaginiert (36 S.).
  • Karl Kraus: Die Stunde des Gerichts. [Wien–Leipzig]: Verlag Jahoda & Siegel 1926, 32 S. Separatabdruck aus: Die Fackel.
  • Kunst und Volk. Mitteilungen des Vereines »Sozialdemokratische Kunststelle«. (Wien–Leipzig), 1. Jg. (1926/27).
  • Mechtild Lichnowsky: Halb & halb. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel 1926, 33 Bl.
  • Oka-Bau-Nachrichten (Wien–Leipzig), 1. Jg. (1926).
  • Ernst Robitschek: Auftakt. Gedichte. Wien–Leipzig: Verlag Jahoda & Siegel [1926], 18 S.

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© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

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