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Karl Hans Sailer
Pseudonym: Franz Kerner; Decknamen: Bruckner; Albrecht Heinze; Hofer Karl Hans Sailer, Sohn eines Gastwirts, wurde schon früh Mitglied der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs« (SDAP) und absolvierte 1926 den ersten Jahrgang der sozialdemokratischen Arbeiterhochschule. 1927 bis 1930 war er verantwortlicher Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung »Das Kleine Blatt« (Wien), in welcher 1930 eine wichtige Sozialreportage über Marienthal veröffentlicht wurde, und 1931 bis 1933 Redakteur der »Arbeiter-Zeitung« (Wien), zunächst als Prozessberichterstatter, dann in der politischen Redaktion. Karl Hans Sailer heiratete Erna »Nuna« Sporer (1908–2004), später Juristin, UN-Beamtin und Diplomatin, mit der er einen Sohn hatte: Hans (später: John) Sailer (Wien, am 30. November 1937 –), Galerist. Nach der Niederschlagung des Aufstandes vom Februar 1934 zur Verteidigung der Demokratie wurde Karl Hans Sailer Mitglied des sogenannten Schattenkomitees, welches aus Parteiredakteuren und ehemaligen Mitarbeitern der »Arbeiter-Zeitung« gebildet wurde, auf dessen Initiative die erste zentrale Fünfergruppe – das spätere Zentralkomitee – der »Revolutionären Sozialisten Österreichs« (RSÖ) unter Manfred Ackermann (Nikolsburg, Mähren [Mikulov, Tschechische Republik] 1898 – Wien 1991) gebildet wurde. Ende Februar 1934 reiste Sailer in illegalem Auftrag nach Oberösterreich und wurde kurzfristig verhaftet. Nach Ackermanns Verhaftung wurde Sailer im März politischer Referent und Obmann der »Revolutionären Sozialisten Österreichs«, dessen illegales theoretisches Organ »Die Revolution« er im Frühjahr 1934 gründete und bis September 1934 leitete. Im Sommer 1934 führte er die Verhandlungen mit der »Kommunistischen Partei Österreichs« (KPÖ) und dem »Autonomen Schutzbund« zwecks Bildung einer Einheitsfront. Im Herbst 1934 wandte sich Sailer gegen die von Joseph Buttinger (1906–1992) vertretene Richtung langfristiger illegaler Arbeit und Aufbau einer Kaderorganisation. Im Januar 1935 wurde Sailer verhaftet, legte angeblich ein in der wissenschaftlichen Literatur umstrittenes Teilgeständnis ab und wurde im März 1936 im großen »Revolutionären Sozialisten-Prozess« als einer der Hauptangeklagten zu zwanzig Monaten Kerker verurteilt, im Juli 1936 jedoch amnestiert. Nach seiner Haftentlassung bemühte er sich vergeblich um eine Wiederaufnahme ins Zentralkomitee der »Revolutionären Sozialisten Österreichs«. Im Frühjahr 1937 wurde er Leitungsmitglied der illegalen »Sozialistischen Arbeiterhilfe« und war unter dem Pseudonym »Franz Kerner« Mitarbeiter der illegalen Zeitschrift »Der Kampf« [Brno]. Im März 1938 nahm er an der halblegalen gewerkschaftlichen Vertrauensleute-Konferenz in Wien-Floridsdorf teil und sollte in einer offiziellen Rundfunkansprache in der – dann nicht mehr zustande gekommenen – Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs für eine Stimmabgabe für das Ständestaatregime sprechen. Unmittelbar nach dem »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich 1938 flüchtete Sailer in die Schweiz, nahm im April 1938 an der Tagung der österreichischen Sozialisten in Brüssel teil, auf der man sich auf eine gesamtdeutsche Revolution einigte und damit auf eine Wiedererrichtung Österreichs verzichtete, und ging danach nach Paris ins Exil. Hier wurde er Mitglied der »Erweiterten Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten«. 1940 flüchtete er vor den deutschen Truppen ins südfranzösische Montauban, anschließend über Spanien und Portugal im September 1940 in die USA. In New York war Sailer 1941 Mitbegründer und Exekutivmitglied des »Austrian Labor Committee« und 1942 bis 1945 Mitherausgeber der »Austrian Labor Information« (New York, N.Y.). Vermutlich war er 1942 bis 1944 Mitarbeiter des Office of War Information und weilte angeblich im Auftrag des britischen Geheimdienstes vorübergehend im Nahen Osten. Im Frühjahr 1945 war er als einer der beiden USA-Vertreter für das »Provisorische Österreichische Nationalkomitee« vorgesehen. 1946 kehrte Sailer nach Wien zurück, wurde Mitglied der »Sozialistischen Partei Österreichs« (SPÖ) und war bis 1957 Redakteur und stellvertretender Chefredakteur der »Arbeiter-Zeitung« (Wien). Bücher von Karl Hans Sailer
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Im Wesentlichen beruht dieser Artikel auf Werner Röder & Herbert A. Strauss (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1. München–New York–London–Paris 1980.
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Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
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