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Gustav Ichheiser
das ist Gustaw Ichheiser Gustav Ichheiser, Sohn des Rechtsanwalts Michael Ichheiser und dessen Frau Helene Ichheiser, geborene Ringelheim (Tarnów 1869 – im KZ 194?), hatte einen Bruder: der Bankbeamte und Sekretär Albert Ichheiser (Kraków 1893 – im KZ 194?). Gustav Ichheiser besuchte zunächst das Gymnasium in Krakau. 1914 übersiedelte seine Familie nach Wien, wo er das letzte Gymnasialjahr absolvierte und im Juni 1915 die Reifeprüfung ablegte. 1915 bis 1918 war Ichheiser als Offizier in der österreichisch-ungarischen Armee an der russischen und italienischen Front. An der Isonzo-Front erlitt er 1917 und 1918 traumatische Kriegserlebnisse. 1918 kehrte Ichheiser nach Wien, wo er bis 1920 Rechtswissenschaften, dann Philosophie und Psychologie an der Universität Wien studierte. Hier wurde er 1924 aufgrund der Arbeit »Gegenstand der Ästhetik« bei Karl Bühler (1879–1963) zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert. Nach einem fast einjährigen Italienaufenthalt 1924/25 arbeitete Ichheiser, der 1921 die österreichische Staatsbürgerschaft annahm, zunächst als Journalist, wurde 1926 Mitarbeiter des »Berufsberatungsamt der Stadt Wien und der Niederösterreichischen Arbeiterkammer«, wo er 1928 zum Leiter der Psychologischen Abteilung ernannt wurde. Hier arbeitete bei ihm kurzzeitig 1929/30 Marie Jahoda. Daneben lehrte Ichheiser Soziologie und angewandte Psychologie an der Wiener Volkshochschule. In den Jahren 1934 bis 1938 lebte Gustav Ichheiser abwechselnd in Wien und Warschau, wo er am Instytut Spraw Społecznych (Institut für soziale Probleme) tätig war. 1938 flüchtete er über die Schweiz nach London, wo er bei Karl Mannheim (d.i. Károly Mannheim; 1893–1947) am Institute for Education der University of London arbeitete. In den Kriegsjahren wurde Ichheisers gesamte Familie ermordet: seine Mutter, sein Bruder, seine Schwägerin und seine Nichte. 1940 emigrierte Gustav Ichheiser weiter in die USA, wo er 1950 US-amerikanischer Staatsbürger wurde. 1940 bis 1943 lebte er in Chicago (Illinois), arbeitete 1941 bei den »Consolidated Book Publishers« und 1942 bis 1943 am Department of Sociology der University of Chicago. 1943 wurde er Spitalspsychologe am State Hospital in Manteno (Illinois). Nach einer Affäre mit der Ehefrau eines Arztes und dem Scheitern seiner nur kurzen Ehe 1943 mit der Psychiaterin und Psychologin Edith Weisskopf (Wien, am 29. November 1910 – Athens, Georgia, im Juli 1983) – später verheiratete Joelson – gab Ichheiser diesen Posten auf. 1944 bis 1948 arbeitete Gustav Ichheiser als Professor of Psychology and Sociology am Talladega College, einer Missionarsschule für Afro-Amerikaner, in Talladega (Alabama). 1948 kehrt er nach Chicago zurück, wo er keinen universitären Posten erhalten konnte, stattdessen um einen Posten als Schreiber oder Portier an der University of Chicago ansuchte, um auf diese Weise Kontakt zur Universität halten zu können. Louis Wirth (Gemünden, Rheinland-Pfalz 1897 – Chicago, Illinois 1952) vermittelte ihm schließlich kurzfristige Forschungsprojekte an der University of Chicago, Committee on Education, Training and Research on Race Relations, wo es um das Verhältnis von Schwarzen und Weißen ging und Ichheiser mit seinen Forschungen über »Jewish identification« vorübergehend eine Anstellung fand. 1951 wurde Ichheiser ein Fall für die Sozialfürsorge. Nach einem physischen und psychischen Zusammenbruch wurde er auf Initiative der Sozialfürsorge mit »paranoid schizophrenia« in das State Hospital in Peoria (Illinos) eingeliefert. Diese Vorgangsweise der Behörden führte später zu einer teilweise heftigen Kritik. Ichheiser verbrachte elf Jahre in dieser Anstalt, ohne jedoch seine wissenschaftliche Arbeit zu unterbrechen. 1963 wurde er als einer der ersten Insassen dieser Anstalt in häusliche Pflege entlassen. Ichheiser kehrte 1963 nach Chicago zurück. 1965 erhielt er ein Stipendium der »Rockefeller Foundation«, und 1966 wurde er wieder Mitarbeiter der University of Chicago, diesmal des Foreign Policy Center. Sol Tax (Chicago, Illinois 1907 – Chicago, Illinois 1995) vermittelte ihm schließlich ein Stipendium der »Wenner-Gren Foundation« zur Erforschung der Editionspraxis der »Current Anthropology«. Ohne den ersehnten fixen Posten an einer Universität inszenierte Ichheiser in dramatischer Weise seinen Freitod inmitten seiner Vorbereitungen für die Sammelausgabe seiner englischsprachigen Werke. Bücher von Gustav Ichheiser
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Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
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