Max Adler
geb. Wien, am 15. Januar 1873
gest. Wien, am 28. Juni 1937
Soziologe und Philosoph,
sozialdemokratischer Politiker
Max Adler, Sohn eines
Kaufmanns, besuchte das Gymnasium in Wien, wo er 1891 die Matura
ablegte. Seit 1891 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität
Wien, wo er 1896 zum Doktor der Rechte (Dr. jur.) promoviert wurde. Während
des Studiums Mitglied der »Freien Vereinigung Sozialistischer
Studenten«, dann der »Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
Deutschösterreichs« (SDAP). Zunächst arbeitete Adler als Rechtsanwalt.
Seit 1900 gehörte mit
Otto Bauer
(1881–1938), Rudolf Hilferding (1877–1941) und
Karl Renner (1870–1950), mit denen er
den Verein »Zukunft« als Schule für
die Wiener Arbeiter gründete,
zu den geistigen Führern der Austromarxisten.
Seither entwickelte Adler eine intensive publizistische und
Vortragstätigkeit und war in der Volksbildung tätig. Mit Rudolf
Hilferding gab er 1904 bis 1923 die
»Marx-Studien.
Blätter zur Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus«
(Wien) heraus. 1907 war Adler Mitbegründer der
»Soziologischen
Gesellschaft« in Wien, deren so genannte
freiwillige Auflösung er nach dem Februar-Aufstand 1934 zur Verteidigung
der Demokratie in Österreich am 21. März 1934 bewerkstelligte. Während
des Ersten Weltkriegs gehörte er als deklarierter Kriegsgegner führend
der so genannten Linken an. 1918 bis 1919 war Adler Mitglied des Wiener
Arbeiterrates, dabei ein exponierter Gegner der Kommunisten
(Marxisten-Leninisten), obwohl er an den Wert des Rätesystems glaubte.
1919 wurde Adler an der Universität Wien für Gesellschaftslehre
habilitiert und hatte damit die erste Venia Legendi für
Gesellschaftslehre in Österreich. Seither Privatdozent, wurde er 1921
titular außerordentlicher Universitätsprofessor (tit. a. o. Univ.-Prof) der Gesellschaftslehre. Daneben war Adler weiterhin politisch aktiv: 1919 bis 1921 sozialdemokratischer Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag, 1920 bis 1923 Abgeordneter zum Wiener Gemeinderat für Wien-Floridsdorf.
Außerdem war er 1928 bis 1931
Mitherausgeber der Zeitschrift
»Der Klassenkampf.
Halbmonatsschrift Sozialistischer Politik und Wirtschaft«
(Berlin). Im Zuge des Februar-Aufstandes 1934 zur Verteidigung der
Republik in Österreich wurde Adler
vorübergehend inhaftiert, obwohl er
sich schon vorher von allen Parteiaktivitäten zurückgezogen hatte.
Seither widmete er sich intensiv seinen soziologischen und philosophischen
Studien, musste aber aus ökonomischen Zwängen in den letzten Jahren
Teile seiner Bibliothek an das Internationaal Instituut voor Sociale
Geschiedenis (Internationales Institut für Sozialgeschichte) in
Amsterdam verkaufen.
Max Adler war mit
Jenny
Herzmark (1877–1950) verheiratet, Dr. med., eine aus Riga stammende
Ärztin und Gewerbeärztin sowie Arbeitsinspektorin, die 1939 nach
Frankreich und 1942 in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierte.
Aus der Ehe stammen zwei Kinder: Leonore Adler, verheiratete Suschitzky
(geb. 1910), die 1938 nach Großbritannien emigrierte, und Robert Adler
(1913–1976), Dr. phil., Elektroniktechniker, Forscher, der 1939 nach
Großbritannien und 1940 in die Vereinigten Staaten von Amerika
emigrierte.

Selbstständige
Publikationen von Max Adler
● Die Anfänge der
merkantilistischen Gewerbepolitik in Österreich.
Leipzig–Wien: Deuticke 1903 (= Wiener staatswissenschaftliche Studien.
Herausgegeben von Edmund Bernatzik und Eugen von Philippovich.
Band 4.
3.), IX, 121
S.
● Immanuel Kant zum
Gedächtnis! Gedenkrede zum 100. Todestage gehalten im Wiener
»Sozialwissenschaftlichen
Bildungsverein«
am 9. Februar 1904. Wien–Leipzig: Deuticke 1904
(= Vorträge und Abhandlungen. 2.), 47 S. Separatabdruck aus:
Deutsche Worte, Jg. 1904,
Nr. 2.
● Kausalität
und Teleologie im Streite um die Wissenschaft. Wien: Wiener
Volksbuchhandlung 1904, 241 S. Separatabdruck aus: Marx-Studien, 1. Bd.
● (Herausgeber)
Marx-Studien. Blätter zur
Theorie und Politik des wissenschaftlichen Sozialismus. Herausgegeben
von Max Adler und Rudolf Hilferding.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1904–1923, 5 Bände in 6 Bänden:
1. Band:
1904, X, 433 S.
2. Band:
1907, VIII, 576 S.
3. Band:
1910, XI, 575 S.
4, 1. Band:
1918, XXIV, 206 S.
4, 2. Band:
1922, 315 S.
6. Band:
1923, 109 S.
● 1848.
Wien: Brand 1905, 24 S.
● [Karl] Marx
als Denker. Zum 25. Todesjahre von
Karl Marx.
Berlin: Vorwärts 1908, 96 S. Später wesentlich erweitert erschienen.
● Der Sozialismus und die
Intellektuellen.
Wien: Brand 1910, 79 S.
● Marxistische Probleme.
Beiträge zur Theorie der materialistischen Geschichtsauffassung und
Dialektik.
Stuttgart: Dietz 1913 (= Internationale Bibliothek. 53.), VII, 316 S.
● (Mitarbeiter) Robert Danneberg:
Karl Marx. Der Mann und
sein Werk. Unter Mitwirkung von Karl Kautsky, Max Adler,
Otto Bauer, Gustav Eckstein, Leopold Winarsky und anderen.
Wien: Verlag des Verbandes der jugendlichen Arbeiter 1913, 64 S.
● Der soziologische Sinn
der Lehre von
Karl Marx.
Leipzig: Hirschfeld 1914, 29 S. Separatabdruck aus: Archiv für die
Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, 4. Jg., Nr. 1.
● Wegweiser. Studien zur
Geistesgeschichte des Sozialismus.
Stuttgart: Dietz 1914 (= Internationale Bibliothek. 56.), VII, 248 S.
● Prinzip oder Romantik!
Sozialistische Betrachtungen zum Weltkriege.
Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt 1915, 63 S.
● Zwei Jahre…!
Weltkriegsbetrachtungen eines Sozialisten.
Nürnberg: Fränkische Verlagsanstalt 1916, 88 S.
● Die Bedeutung des
Sozialismus. Zum siebzigsten Geburtstages des Kommunistischen
Manifestes. Wien: Wiener Volksbuchhandlung [1917], 16 S.
Separatabdruck aus: Der Kampf, 11. Jg., Nr. 1.
● Bildung und Krieg. Rede
in der akademischen Friedensversammlung in Wien am 17. Dezember 1917.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1918, 16 S.
● Politik und Moral.
Leipzig: Verlag für Naturwissenschaften 1918 (= Nach dem Weltkrieg.
Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik. 5.), 75 S.
● Die sozialistische Idee
der Befreiung bei
Karl Marx,
zu seinem hundertsten Geburtstage am
5. Mai 1918.
Wien: Brand 1918, 24 S. Separatabdruck aus: Marx-Studien, 4. Bd., 1.
Halbbd.
● Zur Erinnerung an
1848. Gedenkworte am 70. Jahrestage.
Wien: Brand [1918], 16 S.
● Demokratie und
Rätesystem.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1919 (= Sozialistische Bücherei. 8.), 40
S.
● Georg Simmels
Bedeutung für die Geistesgeschichte.
Wien–Leipzig: Anzengruber-Verlag, Suschitzky 1919, 44 S.
● Karl Liebknecht und
Rosa Luxemburg. Gedenkworte.
Wien: Brand 1919, 16 S.
● Klassenkampf gegen
Völkerkampf! Marxistische Betrachtungen zum Weltkriege.
München: Musarion-Verlag 1919 (= Die soziale Revolution. 1.), V, 175 S.
● [Friedrich] Engels als
Denker. Zum 100. Geburtstag Friedrich Engels [!].
Berlin: »Freiheit« [1920], 77 S.
● Der Kampf der geistigen
Arbeiter.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1920, 28 S.
● Die Staatsauffassung
des Marxismus. Ein
Beitrag zur Unterscheidung von soziologischer und juristischer Methode.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1922, 315 S. Separatabdruck aus:
Marx-Studien, 4. Bd., 2 Halbbd.
● Der Marxismus als
proletarische Lebenslehre.
Berlin: Laub 1922, 57 S.
● Fabrik und Zuchthaus.
Eine sozialhistorische Untersuchung.
Leipzig: Oldenburg [1924] (= Kultur- und Zeitfragen. 10.), 151 S.
● Die Kulturbedeutung des
Sozialismus.
Wien: Verlag der Organisation Wien der Sozialdemokratischen Partei 1924
(= Wiener sozialdemokratische Bücherei. 29.), 24 S.
● Neue Menschen. Gedanken
über sozialistische Erziehung.
Berlin: Laub 1924 (= Schriftenreihe Neue Menschen.), 201 S.
● Das Soziologische in
[Immanuel] Kants Erkenntniskritik. Ein Beitrag zur Auseinandersetzung
zwischen Naturalismus und Kritizismus.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1924, XVI, 478 S.
● [Immanuel] Kant und
der Marxismus. Gesammelte Aufsätze zur Erkenntniskritik und Theorie des
Sozialen.
Berlin: Laub 1925, XI, 247 S.
● (Mit Kurt Löwenstein)
Soziologische und schulpolitische Grundfragen der weltlichen Schule.
Vorträge von Max Adler und Kurt Löwenstein, gehalten auf der
Vertreter-Versammlung des Bundes der Freien Schulgesellschaft
Deutschlands zu Dortmund am 17. und 18. Oktober 1955. Herausgegeben vom
Bund der Freien Schulgesellschaft Deutschlands. Magdeburg. Verlag
der freien weltlichen Schule [1925], 53 S.
● Die Aufgaben der
Marxistischen Arbeiterbildung. Vortrag,
gehalten auf der Landestagung der
Arbeiterbildungsausschüsse in Dresden
am 12. und 13. Mai 1926.
Dresden: Kaden [1926], 32 S.
● Helden der sozialen
Revolution.
Berlin: Laub 1926, 53 S.
● Politische oder soziale
Demokratie. Ein Beitrag zur sozialistischen Erziehung.
Berlin: Laub 1926 (= Schriftenreihe Neue Menschen.), 165 S.
● (Herausgeber) Ludwig
Gumplowicz: Ausgewählte Werke. Herausgegeben in Verbindung mit Franz
Oppenheimer, Franco Savorgnan und Max Adler von G[ottfried] Salomon.
Innsbruck: Wagner 1926–1928, 4 Bände:
1. Band:
Geschichte der Staatstheorien. Mit einem Vorwort von Gottfried Salomon.
1926, XL, 564 S.
2. Band:
Grundriss
der Soziologie. Mit einem Vorwort von Franz Oppenheimer. 1926, XXIX, 269
S.
3. Band:
Der
Rassenkampf. Mit einem Vorwort von Gottfried Salomon. 1928, XXXI, 432 S.
4. Band:
Soziologische Essays. Soziologie und Politik. Mit einem Vorwort von
Franco Savorgnan. 1928, XXV, 334 S.
● Die Aufgabe der Jugend
in unserer Zeit. Drei Reden an die Jugend.
Berlin: Laub 1927 (= Jungsozialistische Schriftenreihe.), 41 S.
● Demokratie und
Klassenkampf. Am 24. Oktober 1927 in Gera gehaltener Vortrag.
Gera: Verlag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands 1927, 24 S.
● Über psychologische und
ethische »Läuterung« des Marxismus.
Berlin: Laub 1928 (= Jungsozialistischen Schriftenreihe.), 45 S.
● (Mitherausgeber) Der
Klassenkampf. Halbmonatsschrift Sozialistischer Politik und Wirtschaft
(Berlin), 2.–5. Jg. (1928–1931).
● (Herausgeber)
Sozialdemokratie und Wehrproblem. Vorschläge für Programmformulierungen
zu dem Wehrproblem. Herausgegeben vom »Klassenkampf«. Herausgegeben von
Max Adler, Paul Levi, Kurt Rosenfeld,
Max Seydewitz und Heinrich Ströbel.
Berlin: Selbstverlag der Herausgeber [1929] (= Der Klassenkampf.
Halbmonatsschrift Sozialistischer Politik und Wirtschaft. Sonderheft.
1.), 40 S.
● Der Arbeiter und sein
Vaterland. Marxistische Bemerkungen über bürgerliche und proletarisches
Wehrsystem.
Berlin: Laub 1929, 48 S.
● Lehrbuch der
Materialistischen Geschichtsauffassung (Soziologie des Marxismus).
Berlin: Laub 1930–1932, 2 Bände (zur bearbeiteten Neuauflage und
Ergänzung um einen Band siehe 1964):
1. Band:
Allgemeine Grundlegung. 1930, 251 S.
2. Band:
Die
statischen und dynamischen Grundbegriffe. 1. Teil: Die statischen
Grundbegriffe. 1932, 233 S. Mehr nicht erschienen.
● Parteidiskussion? Leipzig–Wien: Anzengruber-Verlag, Suschitzky 1932 (= Sozialistische Zeit- und Streitfragen.), 16 S.
● Schöpferischer
Sozialismus. Radiorede […] gehalten am 11. Oktober 1931 im Wiener
Rundfunk.
Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1932, 15 S.
● Das Verhältnis der
nationalen zur sozialistischen Idee. Bemerkungen zum Poale-Zionismus.
Wien: Zukunft 1933, 13 S.
● Linksozialismus.
Notwendige Betrachtungen über Reformismus und revolutionären
Sozialismus.
Karlsbad [Karlovy Vary]: »Graphia« 1933, 48 S.
● Das Rätsel der
Gesellschaft. Zur erkenntniskritischen Grundlegung der
Sozialwissenschaft.
Wien: Saturn-Verlag 1936, 318 S.
● Karl Marx.
Der Mann und sein Werk. Aufsätze von: Max Adler,
Otto Bauer, Robert Danneberg. Herausgeber: Julius Deutsch.
[Wien]: Wiener Volksbuchhandlung 1946, 91 S.
● Geist und
Gesellschaft. Soziologie des Marxismus.
Wien–Köln–Stuttgart–Zürich: Europa Verlag 1964, 3 Bände (teilweise
zuerst 1930 unter dem Titel:
Lehrbuch der
Materialistischen Geschichtsauffassung (Soziologie des Marxismus):
1. Band:
Grundlegung der materialistischen Geschichtsauffassung. Die Bearbeitung
der Neuauflage besorgten Stefan Wirlander und Karl Blecha. 1964, 182 S.
2. Band:
Natur
und Gesellschaft. Die Bearbeitung der Neuauflage besorgten Stefan
Wirlander und Karl Blecha. 1964, 167 S.
3. Band:
Die
solidarische Gesellschaft. Manuskript aus dem Nachlaß. Mit einem
Nachwort von Norbert Leser. 1964, 192 S.
● Sozialismus und
Gewerkschaften. Der Sozialismus seit
[Karl] Marx
und die internationale Gewerkschaftsbewegung.
Berlin: Kollektiv-Verlag 1973 (= Gewerkschaften. 7.), 95 S.
● [Werke in
Einzelausgaben im Reprint]. Aalen: Scientia-Verlag 1975, 3 Bände:
[1]. Band:
Das
Soziologische in [Immanuel] Kants Erkenntniskritik. Ein Beitrag zur
Auseinandersetzung zwischen Naturalismus und Kritizismus. Mit einer
Einleitung von Norbert Leser. Neudruck der Ausgabe Wien 1924.
1975, LII, 478 S.
[2]. Band:
[Immanuel] Kant und der Marxismus. Gesammelte Aufsätze zur
Erkenntniskritik und Theorie des Sozialen. Mit einer Einleitung von Norbert
Leser. Neudruck der Ausgabe Berlin 1925. 1975, L, 247 S.
[3]. Band:
Das
Rätsel der Gesellschaft. Zur erkenntniskritischen Grundlegung der
Sozialwissenschaft. Mit einer Einleitung von Norbert Leser. Neudruck der
Ausgabe Wien 1936.
1975, XX, 318 S.
● Ausgewählte Schriften.
Herausgegeben von Alfred Pfabigan und Norbert Leser.
Wien: Österreichischer Bundesverlag 1981 (= Quellen und Studien zur
österreichischen Geistesgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. 2.), 510
S.
● Max Stirner und der
moderne Sozialismus. Feuilletons aus der Arbeiter-Zeitung vom Oktober
1906.
Wien: Monte Verita 1992 (= Edition Wilde Mischung. Herausgegeben von
Arno Maierbrugger, Adi Rasworschegg, Gerhard Senft, Peter Stipkovics.
2.), 53 S.
● »Religion Privatsache«.
Ein Beitrag zur Religionsphilosophie. Veröffentlichte und
unveröffentlichte Schriften. Zu
Max Adlers 60. Todestag (1937–1997).
Einführung von Tommaso La Rocca.
Wien–Salzburg: Geyer-Edition 1997 (= Veröffentlichungen des
Internationalen Forschungszentrums für Grundfragen der Wissenschaften
Salzburg. Neue Folge. 73. / Publikationen des Instituts für kirchliche
Zeitgeschichte, herausgegeben von Erika Weinzierl. Serie 2: Studien,
Dokumentationen. 31.), 223 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Mai 2007
 |