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Anton Ritter von Schmerling
das ist bis
1819: Anton Schmerling
geb. Wien, am 23.
August 1805
gest. Wien, am 23.
Mai 1893
liberaler Politiker und
Jurist
Anton Schmerling, Sohn eines hohen, 1819
in den Adelsstand erhobenen Beamten, studierte Rechtswissenschaft an der
Universität Wien, wo er 1830 zum Doktor der Rechte (Dr. jur.) promoviert
wurde. Seit 1829 war er Auskultant (Anwärter auf das Richteramt), seit
1842 Rat beim Niederösterreichischen Landrecht, seit 1846 Rat des
Niederösterreichischen Appellationsgerichts.
Seit 1847 ständischer Abgeordneter, wurde
er im April 1848 zur Deutschen Nationalversammlung nach Frankfurt am
Main delegiert, wo der deutschnational-liberal orientierte Verfechter
der konstitutionellen Monarchie von Schmerling im Mai 1848 das Präsidium
inne hatte und vom Juli bis September 1848 Reichsminister für Inneres
und Äußeres, vom September bis Dezember 1848 Reichsminister für Äußeres
und 1849 österreichischer Bevollmächtigter war.
Im April 1849 nach Wien zurückgekehrt,
war Anton von Schmerling vom Juli 1849 bis Januar 1851 Justizminister.
Während der Zeit des Neoabsolutismus zog er sich von der Politik zurück
und wurde 1851 Senatspräsident beim Obersten Gerichtshof und 1857
Präsident des Oberlandesgerichts in Wien. Vom Dezember 1860 bis Juli
1865 wurde von Schmerling Staatsminister und vom Februar 1861 bis Juni
1865 gleichsam Ministerpräsident – offiziell war dies Erzherzog Rainer
von Habsburg-Lothringen (1827–1913). Er ersetzte 1861 das
föderalistische Oktoberdiplom durch das zentralistische Februarpatent,
verabschiedete 1861 das Protestantengesetz und 1862 das Gesetz zum
Schutz einiger Grundrechte. 1863 beteiligte er sich am Frankfurter
Fürstentag und 1864 veranlasste er die österreichische Beteiligung am
Deutsch-dänischen Krieg. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung war
von Schmerling 1865 bis 1891 Präsident des Obersten Gerichtshofs. 1861
bis 1865 war er Mitglied des böhmischen Landtags und 1861 bis 1867
Abgeordneter im Niederösterreichischen Landtag, 1867 wurde er
lebenslängliches Mitglied des Österreichischen Herrenhauses, wo er 1871
dessen Präsident und seit 1879 Führer der Opposition war.
Anton von Schmerling, der
unter anderem im Salon des Besitzers der
Textilfabrik Marienthal,
Eduard von Todesco (1814–1887),
verkehrte, gilt heute als einer der bedeutenden Politiker Österreichs in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Selbstständige Publikationen von Anton von Schmerling
● (Anonym)
Grundsätze,
nach welchen bei der Errichtung von Gefängnissen bei den Bezirks-,
Collegial- und Landesgerichten im Falle von Neubauten vorzugeben ist.
[s.l.: s.n.] 1849, 16, 11 S.
● Rede des Herrn Anton
von Schmerling, gehalten am 21. September 1850. Wien: Sommer 1850, 12 S.
● Abschrift eines
Erlasses des k[aiserlich] k[öniglichen] Staatsministers Ritter von
Schmerling an sämmtliche Länderchefs.
Wien: Selbstverlag 1860, 8 Bl.
● Eröffnungsrede Anton
Ritters von Schmerling, gehalten bei der feierlichen Sitzung der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1873.
Wien: Gerold 1862, 8 S.
● Über den Wert des
Studiums der oberstgerichtlichen Entscheidungen für die Praxis. Eine
Festgabe zum 50. Doktorjubiläum Anton Ritter von Schmerling. Wien: Gerold 1880, 15 S.
● Der Vater der
Verfassung. Aus den Denkwürdigkeiten Anton Ritters von Schmerling.
Wien: Freiheitliches Bildungswerk 1993, 248 S. Autobiografie.
● Österreichs Weg zur
konstitutionellen Monarchie aus der Sicht des Staatsministers Anton von
Schmerling. Herausgegeben von Lothar Hobelt. Frankfurt/Main–Berlin–Bern–New York–Paris–Wien: Lang
1994 (= Rechts- und sozialwissenschaftliche Reihe. Schriftenreihe des
Ludwig-Boltzmann-Instituts für Internationale Kultur- und
Wirtschaftsbeziehungen, Wien. 9.), 249 S. Autobiografie.
© Reinhard Müller
Stand:
Februar 2010
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