Die Bonacina
Inhaber der Herrschaft Gramatneusiedl 1621 bis 1642
1621 kaufte Hieronymus Ritter von Bonacina (das ist Jerónimo Bonacina,
seit 1626: Ritter von, seit 1637: Freiherr von, zuletzt: Graf von; ?–1640) die Herrschaft Gramatneusiedl vom
Metropolitankapitel zu Sankt Stephan. Gegen diesen Verkauf legte der damalige Bischof von Wien Melchior Khlesl (1553–1630) noch im Juli 1621 Protest ein, da er ohne sein Wissen durchgeführt worden sei, und er drohte dem Metropolitankapitel mit der Exkommunikation. Das
Metropolitankapitel wandte sich daraufhin im Juni 1622 an die niederösterreichische Landesregierung mit dem Gesuch, dass der Kauf annulliert und die Herrschaft Gramatneusiedl rückerstattet werde. Dies war der Beginn eines jahrzehntelangen Rechtsstreits um die Herrschaft Gramatneusiedl.
Hieronymus von Bonacina, Sohn eines venezianischen Handelsherrn, hatte
lebte in Wien als Geldwechsler, wo er rasch zu einem bedeutenden Finanzier für den Wiener Kaiserhof aufstieg, in den Ritterstand erhoben und zum Hofkammerrat ernannt wurde.
Neben Gramatneusiedl besaß er noch die Herrschaften Ebergassing (Niederösterreich),
Wienerherberg (heute zu Ebergassing) und Reinpoltenbach (heute zu
Neulengbach; Niederösterreich) seit 1623, Gandegg (Tirol;
heute Ganda, zu Eppan an der Weinstraße / Appiano sulla strada del vino, Italien) und
Dobromelitz (Mähren; heute Dobromělice-Čertoryje, Tschechische Republik). 1636 begann Bonacinas wirtschaftlicher Abstieg: Der Hof zahlte ihm die geliehenen
Kapitalien nur mit Verzögerungen, zum Teil überhaupt nicht zurück. Seinen wirtschaftlichen Zusammenbruch erlebte Hieronymus
von Bonacina nicht mehr mit, da er 1640 verstarb. Seine Söhne Anton und Karl von Bonacina mussten die Herrschaft Gramatneusiedl 1642
Hartmann V. Fürsten von Liechtenstein (1613–1686) verkaufen.
© Reinhard Müller
Stand: Juli
2010
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