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Franz Freiherr von Dingelstedt
das ist bis
1876: Franz Dingelstedt
geb. Halsdorf
(bei Marburg), Hessen, am 30. Juni 1814
gest. Wien, am 15.
Mai 1881
Schriftsteller,
Dramaturg, Bühnenleiter und Übersetzer
Franz Dingelstedt, Sohn
eines kurhessischen Unteroffiziers und späteren Klostervogts, wuchs im
hessischen Halsdorf und Rinteln auf. 1822 übersiedelte er nach Marburg,
wo er 1831 bis 1834 an der dortigen Universität Katholische Theologie
und Philologie studierte und 1834 zum Doktor der Philosophie (Dr. phil.)
promoviert wurde. Wegen seiner schauspielerischen Aktivitäten erhielt
Dingelstedt jedoch kein geistliches Amt, sondern war zunächst Lehrer am
Institut für junge Engländer in Ricklingen bei Hannover, wurde aber 1836
wegen seiner freimütigen Äußerungen im jungdeutschen Sinn als Lehrer ans
Fridericianum in Kassel strafversetzt, wo er bis 1838 unterrichtete.
Daneben betätigte sich Dingelstedt auch als liberaler Journalist und
leitete das Feuilleton in der
»Kurhessischen
Allgemeinen Landeszeitung«
(Kassel). 1838 wurde er wegen seiner Veröffentlichungen nach Fulda
strafversetzt, wo er bis 1841 als ordentlicher Hauptlehrer am Gymnasium
tätig war. 1841 trat er aus dem Schuldienst aus und übersiedelte nach
Stuttgart, wo er Redakteur der
»Augsburg
Allgemeinen Zeitung«
(Stuttgart) war. 1842 reiste Dingelstedt als deren Korrespondent nach
Paris und London, wo er sich politisch dem rechten Lager zuwandte, und
nach Wien, wo er die österreichische Sängerin Jenny Lutzer (1816–1877)
heiratete. 1843 wurde Dingelstedt als Hofrat Vorleser und
Kabinettsbibliothekar am Hof des Königs von Württemberg in Stuttgart.
Hier wurde er 1846 als Legationsrat Dramaturg des Hoftheaters. Seit 1851
Intendant am Hof- und Nationaltheater in München, wurde Dingelstedt
trotz seiner Erfolge auf Drängen ultramontaner Kreise 1856 entlassen.
1857 kam er als Generalintendant der Hofbühne und Hofkapelle nach
Weimar.
1867 ließ sich Franz
Dingelstedt in Wien nieder. Von 1867 bis 1870 war er Direktor der
Hofoper in Wien. In seine Ära fällt auch die Eröffnung des Opernhauses
am Ring (Staatsoper) 1869. 1871 ernannte ihn der Kaiser zum Direktor des
(alten) Hofburgtheaters am Michaelerplatz – als Nachfolger von
Friedrich Halm (1806–1871) –,
1874 zum unabhängigen Leiter des Burgtheaters und 1875 zum
Generaldirektor der beiden Wiener Hoftheater, trat aber 1880 von der
Leitung des Hofoperntheaters zurück; ihm folgte 1881 als Leiter des
Burgtheater
Adolf von Wilbrandt
(1837–1911), mit dessen Frau, der Schauspielerin
Auguste Wilbrandt-Baudius
(1843–1937), er sich bereits 1878 überworfen hatte. 1875 verpflichtete
Dingelstedt unter anderem den Schauspieler
Ludwig Gabillon (1825–1896) als Regisseur am
Hofburgtheater. 1876 wurde Dingelstedt vom bayrischen König geadelt und
vom österreichischen Kaiser in den Adelsstand erhoben.
Franz von Dingelstedt, der
unter anderem im Salon des Besitzers der Textilfabrik Marienthal
Eduard von Todesco (1814–1887),
Besitzer der
Textilfabrik Marienthal,
verkehrte, gilt heute vor allem als bedeutender Intendant, der mit
seinen prunkvollen Inszenierungen den Wiener Bühnenstil seiner Zeit
prägte.

Selbstständige Publikationen von Franz (von) Dingelstedt
● Frauenspiegel. Mit 6
Kupfern.
Nürnberg: Schrag 1838, X, 178 S. Enthält: Frauenlieb’ und Leben –
Räthsel der Liebe – Rosenkranz für Liebende.
● Gedichte.
Cassel [Kassel]–Leipzig: Krieger 1838, VIII, 193 S.
● Licht und Schatten in
der Liebe. Novellen.
Cassel [Kassel]–Leipzig: Krieger 1838, XIV, 224 S.
● (Herausgeber)
Hessisches Album für Literatur und Kunst. Herausgegeben von Franz
Dingelstedt. Cassel [Kassel]: Bohne 1838, 367 S.
● (Anonym) Das
Weserthal von Münden bis Minden. Mit 36 Stahlstichen. Cassel
[Kassel]–Leipzig: Krieger [1838] (= Das malerische und romantische
Deutschland. In zehn Sectionen. Supplement. [1].), 137 S.
● Die neuen Argonauten.
Ein komischer Roman.
Fulda: Euler 1839, 282 S.
● Wanderbuch.
Leipzig: Einhorn 1839–1843, 2 Bände:
1. Band:
1839, 307 S.
2. Band:
1843, 340 S.
● Das Gespenst der Ehre.
Trauerspiel in vier Aufzügen. Frei nach einer Novelle des Jacob
Bibliophil [d.i. Paul Lacroix].
[Fulda: Selbstverlag 1840], 61 S.
● Unter der Erde. Ein
Denkmal für die Lebendigen.
Leipzig: Einhorn 1840, 2 Bände:
1. Band:
1840, 170 S.
2. Band:
1840, 188 S.
● Sechs Jahrhundert aus
Gutenbergs Leben. Kleine Gabe zum großen Feste. Mit Randzeichnungen von
Friedr[ich] Müller, mit 6 Holzschnitten.
Cassel [Kassel]: Hotop 1840, 47 S.
● Ein Oster-Wort aus
Kurhessen. Im Schloßhofe zu Marburg.
Marburg: Garthe 1840, 7 S.
● (Anonym) Lieder
eines kosmopolitischen Nachtwächters. Hamburg: Hoffmann und Campe
1840, 213 S.
● Eine stille Novelle.
Cassel [Kassel]: Hotop 1841, 38 S.
● Heptameron. Gesammelte
Novellen.
Magdeburg: Baensch 1841, 2 Bände:
1.
Band: 1841, XVIII, 310 S.
2. Band: 1841, 296 S.
● Sieben friedliche
Erzählungen.
Stuttgart: Krabbe 1844, 2 Bände:
1. Band:
1844, 222 S.
2. Band:
1844, 203 S.
● Gedichte.
Stuttgart–Tübingen: Cotta 1845, X, 490 S.
● Lichtenstein.
Text nach
W[ilhelm] Hauff von Franz Dingelstedt. Musik von Peter von Lindpaintner.
Stuttgart: Fein [1845], 48 S.
● Jusqu’ à la
mer.
Erinnerungen an Holland.
Leipzig: Weber 1847, 278 S.
● (Mit Sylvester Jordan)
Zeitstimmen aus Hessen. 1840–1848.
Kassel:
Hotop 1848, 24 S.
● Das Haus des Barneveldt.
Trauerspiel in fünf Aufzügen. Zum ersten Mal aufgeführt im Königlichen
Hoftheater zu Dresden, am 30. September 1850. Dresden: [ohne Verlag] 1850, 158 S.
● Prolog bei der ersten
Aufführung des Lohengrin [von Richard Wagner] am 28.
August
1850. Weimar:
Hof-Buchdruckerei 1850, 4 S.
● Nacht und Morgen. Neue
Zeit-Gedichte.
Stuttgart–Tübingen: Cotta 1851, XIV, 221 S.
● Novellen-Buch.
Leipzig / Pesth [Budapest]: Einhorn / Hartleben 1856, 256 S.
● Der Ärntekranz.
Vorspiel für die Weimarische Jubelfeier.
Weimar: Böhlau 1857, 66 S.
● Studien und Copien nach
William Shakespeare.
Pesth [Budapest]–Wien / Leipzig: Hartleben / Einhorn 1858, 276 S.
● (Übersetzer) Molière
[d.i. Jean-Baptiste Poquelin]: Der Geizige. Lustspiel in fünf
Aufzügen, für das Theater in [Coburg-Gotha]. Bühnen-Manuscript. Für die
deutsche Bühne neu übersetzt und bearbeitet von Franz Dingelstedt.
Bühnen-Manuscript. Weimar: Druck der Hof-Buchdruckerei 1858, 43 S.
Original: L’Avare. Paris 1683.
● (Übersetzer)
[William] Shakespeare: Ein Wintermärchen.
Schauspiel in vier
Aufzügen. Für die deutsche Bühne neu übersetzt und bearbeitet von Franz
Dingelstedt. Musik von Fr[iedrich] v[on] Flotow. Zum ersten Male
aufgeführt auf der Weimarischen Hofbühne 23. October 1859. Berlin: Heinrich
& Michaelson 1859, 76 S. Original: The winters tale.
London 1623.
● Frühlings-Anfang.
Victoria-Theater. Prolog zu [William] Shakspeare’s Winter-Märchen.
Berlin: Litfass 1861, 3 Bl.
● (Übersetzer) [Pierre
Augustin Caron de] Beaumarchais: Ein toller Tag oder Figaro’s
Hochzeit. Lustspiel in fünf Aufzügen. Zum ersten Male aufgeführt auf der
Königl. Hofbühne zu Berlin, Montag den 12. Mai 1862. Für die deutsche
Bühne neu übersetzt und bearbeitet von Franz Dingelstedt.
Als Manuscript gedruckt.
Weimar: Traut 1862, 79 S. Original: La Folle journée, ou
Le Mariage de Figaro. Paris 1785.
● (Herausgeber) Johann
Valentin Teichmanns, Weiland königl[ich] preußischen Hofrathes,
literarischer Nachlaß, herausgegeben von Franz Dingelstedt.
Stuttgart: Cotta 1863, XII, 466 S.
● (Übersetzer)
[William] Shakespeare: Shakespeare’s Sturm.
Deutsch von Franz
Dingelstedt. Hildburghausen: Bibliographisches Institut 1866 (= Bibliothek ausländischer Klassiker. 40. /
Shakespeare in deutscher Übersetzung.
8, 4.),
151 S. Original: The tempest. London 1623.
● (Übersetzer)
[William] Shakespeare: Shakespeare’s Historien.
Deutsche
Bühnen-Ausgabe von Franz Dingelstedt.
Berlin: Reimer 1867, 3 Bände (mehr nicht erschienen):
1. Band: König Heinrich der Sechste. Historisches Drama
in fünf Aufzügen von Shakespeare nach [August Wilhelm von] Schlegels
Übersetzung frei bearbeitet von Franz Dingelstedt. Erster Theil.
1867, 193 S. Original: Henry VI.
London 1594.
2. Band: König Heinrich der Sechste. Historisches Drama in fünf Aufzügen
von Shakespeare nach [August Wilhelm von] Schlegels Übersetzung frei
bearbeitet von Franz Dingelstedt.
Zweiter Theil. 1867,
197 S.
Original: Henry VI.
London
1594.
3. Band: König
Richard der Dritte. Historisches Drama in fünf Aufzügen von
Shakespeare nach [August Wilhelm von] Schlegels Übersetzung frei
bearbeitet von Franz Dingelstedt. 1867, 139 S. Original:
The tragedy of King Richard the Third.
London
1597.
● Die Amazone.
Novelle.
Stuttgart: Hallberger 1868, 2 Bände:
1. Band:
1868, 203 S.
2. Band:
1868, 182 S.
● (Übersetzer)
[William Shakespeare]: Die Komödie der Irrungen. Deutsch von
Franz Dingelstedt. Hildburghausen: Bibliographisches Institut 1868
(= Bibliothek ausländischer Klassiker. 74. / Shakespeare in deutscher
Übersetzung.
4, 1.),
82 S. Original: The comedy of errors. London 1623.
● (Übersetzer)
[William] Shakespeare: Shakespeare’s Was ihr wollt. Deutsch von
Franz Dingelstedt. Hildburghausen: Bibliographisches Institut 1869
(= Bibliothek ausländischer Klassiker. 92. / Shakespeare in deutscher
Übersetzung.
6, 4.), 109 S. Original:
Twelfth night, or What you will.
London 1623.
● (Übersetzer)
[William] Shakespeare: Shakespeare’s Wie es euch gefällt. Deutsch
von Franz Dingelstedt. Hildburghausen: Bibliographisches Institut
1869 (= Bibliothek ausländischer Klassiker. 93. / Shakespeare in
deutscher Übersetzung.
6, 2.), 114 S. Original:
As you like it.
London 1623.
● An Carl Rettich zum
18.September 1871 von den Mitgliedern des k[aiserlich] k[öniglichen]
Hofburgtheaters.
Wien: Hof- und Staatsdruckerei 1871, 2 Bl.
● Zu Moliere’s
Gedächtnißfeier am zweiten Säculartage seines Ablebens Montag 17.
Februar 1873. Theater-Rede.
Wien: Hof- und Staatsdruckerei 1873, 8 S.
● Eine Faust-Trilogie.
Dramaturgische Studie.
Berlin: Paetel 1876, V, 162 S.
● Franz Dingelstedt’s
sämmtliche Werke. Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden. Berlin: Paetel 1877, 12 Bände:
1. Band:
Bade-Novellen. 1877, 304 S.
2. Band:
Künstler-Geschichten. 1877, 329 S.
3. Band: Bunte Reihe.
1877, 383 S.
4. Band: Unter der
Erde. Novelle in drei Büchern. 1877, 238 S.
5. Band: Wanderbuch.
1877, 397 S.
6. Band: Die Amazone.
Roman in zwölf Kapiteln. 1877, 352 S.
7. Band: Lyrische
Dichtungen. Band 1. 1877, XII, 248 S.
8. Band: Lyrische
Dichtungen. Band 2.
1877,
XI, 396 S.
9.
Band: Theater. Band 1: Vorhalle. Prologe und
Theater-Reden – Das Haus des Barneveldt – Der Erntekranz – Jean
Baptiste Poquelin Molière’s Geiziger.
1877,
377 S.
10.
Band: Theater. Band 2: William Shakespeare’s Sturm – William Shakespeare’s Wintermärchen – Ein toller Tag oder Figaro’s
Hochzeit.
1877,
390 S.
11.
Band: Theater.
Band 3: Die rothe Rose – Erste Hälfte des
Historien-Cyclus von William Shakespeare: Richard II – Heinrich IV
(1877, 469 S.
12. Band: Theater.
Band 4: Die weiße Rose – Zweite Hälfte des Historien-Cyclus von
William Shakespeare: Heinrich VI – Richard III. 1877, 495 S.
● Literarisches
Bilderbuch.
Berlin: Hofmann 1878, VI, 337 S.
● Münchener Bilderbogen.
Berlin: Paetel 1879, 199 S.
● Franz Dingelstedt.
Blätter aus seinem Nachlaß mit Randbemerkungen von Julius Rodenberg.
Berlin: Paetel 1891, 2 Bände:
1. Band:
1891, 215 S.
2. Band:
1891, 242 S.
● Franz Dingelstedt und
Julius Hartmann. Eine Jugendfreundschaft in Briefen, herausgegeben von
Werner Deetjen.
Leipzig: Insel Verlag 1922, 197 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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