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Lagerhaus
Gramatneusiedl der »Landwirtschaftlichen Genossenschaft Gramatneusiedl«
seit 1974: Lagerhaus
Gramatneusiedl des »Raiffeisen-Lagerhaus«
Gramatneusiedl,
Bahnstraße 66 (1896–1961
Nr. 102) und Bahnstraße 64 (185?–1961
Nr. 58)
erbaut 1896
Lageplan
1896 ließ Moritz Reif, Fruchthändler aus Himberg
(Niederösterreich), nahe dem Bahnhof Gramatneusiedl, Bahnstraße 66, das erste landwirtschaftliche Lagerhaus Gramatneusiedls samt
Gerstenputzerei und eigenem Industriegleis errichten. 1901 kaufte die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl« die Lagerhausanlage von Moritz Reif um
130.000 Kronen. Zwischen 1904 und 1914 wurden die Dampfantriebskraftanlage auf motorischen Antrieb umgestellt, die Putzerei erneuert, eine
Schrotmühle
(Schroterei) aufgestellt und elektrisches Licht eingeleitet. 1919 bis 1922 gab es neuerlich zahlreiche Investitionen: Es wurden eine Brückenwaage errichtet, das
Verwalterwohnhaus aufgestockt, neue Kanzleiräume gebaut, Grundzukäufe im Lagerhausbereich getätigt, Brückenwaage und Verladerampe überdacht und ein 100 PS-Dieselmotor angeschafft. 1926 folgte der Bau einer Roggenmühle, welche
täglich 3.000 Kilogramm Roggen mahlen konnte. Zunächst als Lohnmüllerei betrieben, wurde sie 1929 auf Handelsmüllerei umgestellt und Leistung steigernd ausgebaut.
Die Genossenschaft ließ
1932 beim Bahnhof einen Zubau zum Lagerhaus errichten, ein dreistöckiges Gebäude (30 mal 7 Meter Grundfläche), 1934 ergänzt durch einen nach einer Seite hin offenen Kunstdüngerschuppen mit einem für Mehllagerung ausgebauten Dachboden (38 mal 7 Meter Grundfläche).
1935 wurde die Roggenmühle beim Bahnhof grundlegend umgebaut, so dass nunmehr täglich 150 Meterzentner Roggen oder 80 Meterzentner Weizen gemahlen werden konnten. 1937 wurden beim Lagerhaus ein nach einer Seite hin offener Schuppen (35 mal 7 Meter) sowie ein Wohnhaus mit darunter gelegener Garage
errichtet.
1939 bis 1940 wurde der Lagerhausbetrieb der
»Landwirtschaftlichen Genossenschaft Gramatneusiedl« auf das ehemalige Fabrikgelände der
Textilfabrik Marienthal verlegt, wo das Lagerhaus Marienthal samt angeschlossenen Reparaturwerkstätten für landwirtschaftliche Geräte
errichtet wurden. Am Bahnhof verblieb nur der Mühlenbetrieb, bestehend aus einer Walzmühle für Roggen und Weizen, deren Umbau im Juni 1939 abgeschlossen wurde. Hinzu
kam dort der 1940 von der Filiale Himberg hierher verlegte Mischfutter-Erzeugungsbetrieb (Mischerei für Milchvieh-, Schweinemast- und Hühnerfutter).
Nachdem 1945 Angehörige der Deutschen Wehrmacht alle Anlagen des Lagerhauses Marienthal niedergebrannt hatten, wurde 1949 der gesamte Lagerhausbetrieb wieder auf
das Gelände beim Bahnhof verlegt. Dort wurden 1949 eine neue Großtankanlage und die alte Mischerei (Mischfuttererzeugung), die nach Kriegende aus Mangel an Ölkuchen stillgelegt werden musste, eröffnet. Außerdem wurde hier 1950 eine
neue Saatgutputzerei errichtet. 1956 wurden ein 36 und 1965 ein 50 Meter hoher Getreidesilo gebaut,
welche zusammen über einen Lagerraum von 8.000 Tonnen verfügten,
des weiteren 1955 bis 1957 eine zweigeschossige Halle mit einer
Schroterei- und
Mischereianlage. Dazu kamen ein
neues Verwaltungsgebäude und mehrere Lagerhallen, die 1975 ein Lagervermögen von 5.300,
im Jahr 1990 bereits von 20.000 Tonnen besaßen. Nach dem Umbau der Mühle 1968/69 wurde 1974 auch die Errichtung eines Mehlsilos mit einem Fassungsvermögen von 600 Tonnen notwendig. 1975 wurden ein Verkaufs- und Schauraum gebaut (Bahnstraße 64), 1983 eine Düngermischanlage, 1985 der Haus-, Garten- und Baumarkt Gramatneusiedl, 1987 und 1990 je eine Mehrzweckhalle eröffnet.
Der gesamte
Lagerhausbetrieb befindet sich heute im Besitz von »Raiffeisen-Lagerhaus
Wiener Becken, Filiale Gramatneusiedl«, in welches die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl« 1974 übergeführt worden
war.
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:
A) Lagerhaus:
;
B) Genossenschaft:

Bilder:
Gramatneusiedl – Das Bauerndorf.
Bibliothek:
● M.R. [d.i.
Michael Reiner]: Geschichte und Entwicklung der Landwirtschaftlichen
Genossenschaft Gramatneusiedl 1901–1941. [Wien–Gramatneusiedl]: Im
Selbstverlage der landwirtschaftlichen Genossenschaft reg. G.m.b.H. in
Gramatneusiedl [1941], 31 S.:

● St.u.B. [d.s.
Leopold Stöckl (1907–1962) und Josef Böhm]: Festschrift anläßlich des
50jährigen Bestehens der Landwirtschaftlichen Genossenschaft
Gramatneusiedl. [Gramatneusiedl: Landwirtschaftlichen Genossenschaft
Gramatneusiedl 1951], 41 S. Umschlagtitel: 50 Jahre Landwirtschaftliche
Genossenschaft in Gramatneusiedl:

● [Stoitzner,
Josef]: 75 Jahre Raiffeisen-Lagerhaus Gramatneusiedl 1901–1976.
[Gramatneusiedl: Raiffeisen-Lagerhaus Gramatneusiedl 1976], unpaginiert
(40 S.):

● Höppel,
Leo (1932–1998) / Maurer, Herbert: 90 Jahre. Lagerhaus Gramatneusiedl
wird 90 Jahre. [Gramatneusiedl: Raiffeisen-Lagerhaus Gramatneusiedl
1991], unpaginiert (4 S.):

© Reinhard Müller
Stand: Juni 2010
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