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Anna von Lieben
das ist Anna
Todesco; seit 1861: von Todesco; seit 1869: Freiin von Todesco,
seit 1871 verheiratete von Lieben
geb. Wien, am 26.
September 1847
gest. Wien, am 31.
Oktober 1900
Schriftstellerin
Anna Todesco,
Tochter des Unternehmers und Bankiers
Eduard
von Todesco (1814–1887), der unter anderem Besitzer der
Textilfabrik Marienthal war, wuchs in einer auf Repräsentation bedachten
Familie auf, von der sie 1866 zu ihrer Schwester Franziska (1846–1922)
nach England flüchtete, welche dort mit dem Politiker und Historiker
Baron Henry de Worms (später 1st
Baron Pirbright of Pirbright; 1840–1903), verheiratet war. Psychisch
schwer erkrankt, kehrte Anna von Todesco 1868 nach Wien zurück. 1871
heiratete sie den Präsidenten der Wiener Börsenkammer Leopold (seit
1877: von) Lieben (1835–1915), mit dem sie fünf Kinder hatte, als
jüngstes davon den späteren Techniker und Erfinder
Robert von Lieben (1878–1913).
Seit 1874 verschlechterte sich ihr psychischer Zustand wieder, abgesehen
von den Zeiten der Schwangerschaft, in der es ihr nach eigenen Angaben
besser ging. Seit 1887/88 war sie in Behandlung bei dem damals noch
jungen Arzt
Sigmund Freud
(1856–1939), der sie später in seinen
»Studien
über Hysterie«
als
»Cäcilie
M.«
und als seine
»Lehrmeisterin«
bezeichnete. Die zunächst auf Hypnose und Suggestion gestützte
Behandlung wurde im Herbst 1889 in die kathartische Methode übergeführt,
und rückblickend behauptete Freud, die Einführung der für die
Psychoanalyse bedeutenden Methode der freien Assoziation gehe auf seine
Beschäftigung mit Anna von Lieben zurück. Auf Druck der Familie wurde
die Behandlung 1893 abgebrochen, woraufhin sich ihr Zustand wieder
verschlechterte. Ein Jahr zuvor, 1892, wurde übrigens eine Verwandte
Anna von Liebens Patientin von Sigmund Freud: Elise Gomperz (1848–1929),
die Ehefrau des Altphilologen
Theodor Gomperz (1832–1912).

Selbstständige Publikationen von Anna von Lieben
● Gedichte. Ihren
Freunden zur Erinnerung.
Wien: Fromme 1901, 158 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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