Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1955
1955
Mit 1. Januar 1955 tritt ein Vertrag in Kraft, nach dem die »Mariahilfschwestern
Don Boscos« die Betreuung des
Kindergartens Gramatneusiedl auf vierzig Jahre übernehmen. Dieser muss jedoch im September
1970 aus
Personalmangel geschlossen werden.

1955
In der Sitzung des Gemeinderates Gramatneusiedl vom 14. April 1955 wird erstmals seit
1937 wieder die Einverleibung der Siedlungen Neu-Reisenberg und Neu-Mitterndorf
erörtert, da diese ohnedies kirchlich, schulisch und friedhofsmäßig nach Gramatneusiedl zuständig wären, fiskalisch aber wegen der vielen dort liegenden Geschäfte der Gemeinde
Gramatneusiedl fast ein Drittel des Volkseinkommens an
Reisenberg
(Niederösterreich)
verloren ginge. Diese wiederholten Eingemeindungsversuche gipfeln im September 1970
in einem freiwilligen Übereinkommen der Bürgermeister von
Gramatneusiedl,
Mitterndorf an der Fischa
(Niederösterreich) und Reisenberg, diese drei Gemeinden unter dem Namen »Gramatneusiedl« zusammenzulegen.

1955
Bei der ersten Wahl in der wiedererstandenen Gemeinde Gramatneusiedl, den Gemeinderatswahlen vom 24. April 1955, zeigt sich die klare politische Dominanz der »Sozialistischen Partei Österreichs« (SPÖ), die bis
2010 ungebrochen blieb: die SPÖ erhält
zwölf, die »Österreichische Volkspartei« (ÖVP) fünf und die »Volksopposition« (eine linkssozialistische Vereinigung von »Kommunistischer Partei Österreichs« und »Demokratischer Union«) zwei Mandate.
Julius Jung (1894–1979), seit September
1954 provisorischer Bürgermeister, wird zum ersten gewählten Bürgermeister seit
1934 und hat dieses Amt bis
1965 inne.

1955
Am 15. Mai 1955 wird in Wien, im Schloss Belvedere, der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet, der allerdings erst im Juli
1955 in Kraft tritt. Daran erinnert in Gramatneusiedl das im Oktober 1980 enthüllte Denkmal für den Staatsvertrag
1955 vor der
Volks- und
Hauptschule Gramatneusiedl.

1955
Am 26. Mai 1955 landet auf dem nahe Gramatneusiedl gelegenen Flughafen
Wien–Schwechat
in Schwechat
(Niederösterreich) das erste österreichische Flugzeug seit Kriegsende 1945.

1955
1955 beginnt die Gemeinde Gramatneusiedl wieder, die gemeindeeigenen Grundstücke zu parzellieren und als verbilligten Baugrund für den Eigenheimbau abzugeben.

1955
Die im Juli
1946 geschaffene
»USIA / УСИА« (anfangs »USIWA / УСИВА«), eine Abkürzung für »Upravlenie Sovjetskim
Imuščestvom v Avstrii / Управление Советским Имуществом в Австрии«
(Verwaltung des sowjetischen Vermögens in Österreich), übergibt die von ihr verwalteten Betriebe am 13. Juli 1955 der österreichischen Bundesregierung.

1955
Am 25. Juli 1955 trifft der letzte offizielle Heimkehrertransport österreichischer Kriegsgefangener aus der Sowjetunion in Wiener Neustadt (Niederösterreich) ein.

1955
Am 27. Juli 1955 tritt der im Mai
1955 unterzeichnete österreichische Staatsvertrag in Kraft: Die volle Souveränität Österreichs ist wiederhergestellt. In Wien tagt zum letzten Mal der Alliierte Rat und es gibt einen letzten Aufmarsch der Alliierten Armeen.

1955
Am 1. August 1955 wird um 17 Uhr die erste Fernsehsendung in Österreich ausgestrahlt. Dies ist der Beginn des österreichischen Fernsehens.

1955
Am 9. September 1955 verlässt der letzte Zug mit Soldaten der sowjetischen Besatzung Niederösterreich.

1955
Am 21. September 1955 wird das Bundesgesetz über das Wehrwesen (Wehrgesetz) vom 7. September 1955 kundgemacht. Darin werden der Aufbau eines Bundesheeres und die allgemeine Wehrpflicht in Österreich festgelegt.

1955
Am 25. Oktober 1955 findet die Feier zum »Österreichischen Unabhängigkeitstag« (»Tag der Flagge«) statt. Erst
1956 wird der Staatsfeiertag auf den 26. Oktober verlegt.

1955
Am 26. Oktober 1955 erklärt der Nationalrat die immerwährende Neutralität Österreichs. Ab
1956 wird dieser Tag als österreichischer Staatsfeiertag feierlich begangen.

1955
Am niederösterreichischen Landesfeiertag,
dem 15. November 1955, wird in Klosterneuburg (Niederösterreich) die
große »Niederösterreichische Befreiungsfeier« begangen. Dabei wird
erstmals das »Niederösterreichische Heimatlied« gespielt; Text: Franz
Karl Ginzkey (1871–1963), Musik: Milo Offenberger
(1888–1959).
1965 wird es als »O Heimat Dich zu lieben« mit der Musik von Ludwig
van Beethoven (1770–1827) zur
Niederösterreichischen Landeshymne erhoben.

1955
1955 werden in der Volks- und Hauptschule Gramatneusiedl drei Klassenzimmer neu eingerichtet,
wofür die Gemeinde Gramatneusiedl 175.000 Schilling bereit stellt: Möbel, Schultafeln und anderes
mehr. Außerdem
wird in der Hauptschule eine
Landwirtschaftliche Fortbildungsschule untergebracht, welche später – wie auch Teile der
Kochschule – ins Pfarrheim
übersiedelt.

1955
1955 werden am
Friedhof Gramatneusiedl eine elektrische Pumpenanlage installiert, wofür die Gemeinde
Gramatneusiedl 20.000 Schilling bereit stellt, und die Ortsbeleuchtung, die 1957 erweitert wird, durch neue
Neonbeleuchtungskörper ersetzt; Kosten: 25.000 Schilling.

1955
1955 beschäftigt die »Landwirtschaftliche Genossenschaft Gramatneusiedl«
rund 80 Personen.

© Reinhard Müller
Stand: September
2011
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