Österreichische Wirtschaftspsychologische Forschungsstelle

Anweisungen für eine Auslagenuntersuchung

Untersuchung über Schuhe für die Firma »Bally, Wiener Schuhfabrik«, Wien

[Wien Winter 1931/32], hektografiertes Typoskript, unpaginiert (1 S.).

[1]

Anweisung für eine Auslagenuntersuchung


Eine genaue Auslagenuntersuchung muss sich notwendiger Weise in zwei Teile gliedern

1.)

in eine genaue Analyse im Fragebogen selbst

2.)

in Beobachtungen vor der Auslage.


ad 1.) Vor allem ist hier, wenn bei der Geschäftswahl Auslagewirkung vorliegt, diese sehr genau zu analysieren und dem Rechercheur immer wieder einzuschärfen, wie wichtig gerade dieser Punkt ist, dass er sich nicht mit Angaben wie Preis, Leder etc. begnügt. Weiters wäre es günstig, einen eigenen Punkt für die Bally-Auslagen in den

Bogen hineinzugeben und zwar sollte derungefähr [!] so aussehen:

a)

Woher kennen Sie die Firma Bally?

b)

Was ist für ihre Auslagencharakteristisch [!]?

c)

möglichste Detailschilderung der Auslage und Stellungnahme dazu


ad 2) Es sind an drei Tagen der Woche immer zu gleicher Zeit statistische Zählungen vor der Auslage vorzunehmen (etwa so dass in einer Woche die Beobachtungen in der Mittagszeit durchgeführt werden, in der zweiten Woche Nachmittag und zur Kontrolle eventuell beides in einer zweiten Woche die ganze Beobachtung zu wiederholen); wenn mehrere Filialen in Zürich bestehen, soll dies vor jeder Filiale zur gleicher [!] Zeit durchgeführt werden und zwar folgender Art: Es sollen je drei Rechercheure unauffällig vor der Auslage postiert werden, von denen einer die Vorübergehenden, nach Männern und Frauen getrennt, in einer Gehrichtung zählt, der zweite die der anderen Richtung, der dritte soll die Stehenbleibenden zählen und die von diesen in das Geschäft Hineingehenden. Es soll Zeitangabe, Wettercharakter und Dauer der Beobachtung jedes Mal dabei angegeben werden. Zu einer anderen beliebigen Zeit sollen 2 Rechercheure vor der Auslage Gespräche abhören, die die Stehenbleibenden miteinander führen, und genau die Zeit abstoppen, wie lange die Einzelnen vor der Auslage stehen bleiben.
Ein zweiter Versuch wären Auslagenprotokolle: Jeder Rechercheur soll zu irgend einer Zeit einen Bekannten oder Verwandten bei einem Spaziergang unauffällig vor eine Bally-Auslage führen, so als ob er sich selbst dafür interessieren würde, und genau beobachten, was sich der andere ansieht, eventuell danach fragen, was am besten an der Auslage gefällt; am nächsten Tag soll die B[eobachtungs]p[erson] eventuell danach gefragt werden, was sie sich an der Auslage gemerkt hat. Diese Protokolle sollen möglichst ausführlich geführt werden.

Quelle: Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich, Nachlass Paul F. Lazarsfeld, Signatur 1, Filmrolle 1.

Wie alle Untersuchungen der »Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle« wurde auch diese im Team konzipiert und durchgeführt. Man kann daher annehmen, dass Marie Jahoda in irgendeiner Form an dieser Studie beteiligt war.
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© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006

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