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Charlotte
Bühler
geborene Malachowski;
seit 1945 auch: Charlotte Buhler
geb.
Berlin, am 20. Dezember 1893
gest.
Stuttgart, Baden-Württemberg, am 3. Februar 1974
Psychologin

1937
Charlotte Bühler,
Tochter des Architekten und Baumeisters Hermann Malachowski sowie seiner
Ehefrau Rose Malachowski, geborene Kristeller, besuchte das
Aguste-Viktoria-Lyzeum in Charlottenburg (zu Berlin), wo sie 1913 das
Abitur ablegte.
Charlotte Malachowski
studierte seit 1913 Philosophie und Medizin an der Universität Freiburg
im Breisgau (Baden-Württemberg), seit 1914 Medizin an der Universität
Berlin, dann Psychologie und Pädagogik an den Universitäten Kiel
(Schleswig-Holstein) und seit 1915 München (Bayern), wo sie 1918 summa
cum laude zur Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) promoviert wurde.
Charlotte Malachowski
heiratete 1916
Karl Bühler (1879–1963).
Aus der Ehe stammen zwei Kinder: Ingeborg Bühler (geb. 1917) und Rolf
Dietrich Bühler (1919–1984), Weltraumforscher.
1920 wurde sie
an der
Technischen Hochschule Dresden (Sachsen) für Ästhetik und pädagogische
Psychologie habilitiert und war seither Privatdozentin, die erste
Sachsens.
1923 nach Wien
übersiedelt, wurde Charlotte Bühler noch im selben Jahr an der
Universität
Wien für Ästhetik und Jugendpsychologie
umhabilitiert
und wirkte hier 1923 bis 1938 als Privatdozentin, seit 1929 als titular
außerordentliche Universitätsprofessorin. Mit ihrem großen Schülerkreis
(»Wiener Schule«), zu dem unter anderem ihre Assistentinnen
Hildegard Hetzer (1899–1991) und
Lotte
Schenk-Danzinger
(1905–1992)
gehörten, betrieb sie hier Verhaltensbeobachtung von
Kindern und Jugendlichen. Charlotte Bühler, die 1924/25 ein Stipendium
der »Rockefeller Foundation« hatte,
erhielt von dieser für das Psychologische Institut der Universität Wien
seit 1929 eine regelmäßige Förderung, mit der unter anderem auch die
Marienthal-Studie mitfinanziert wurde.
Beim »Anschluss«
Österreichs an das Deutsche Reich war Charlotte Bühler gerade in London und
reiste von dort nach Oslo, wo sie von der Verhaftung ihres Mannes durch
Nationalsozialisten erfuhr und von wo aus sie dessen Freilassung
betreiben konnte. Während
Karl Bühler
in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierte, arbeitete Charlotte
Bühler 1938 bis 1939 an einer Kinderberatungsstelle in Oslo, 1939 bis
1940 als Professorin der Psychologie an der Lehrerakademie in Trondheim (Sør-Trøndelag)
und 1940 als Professorin der Psychologie an der Universität in Oslo.
Im März 1940 emigrierte
Charlotte Bühler auf dringende Bitte ihres Mannes über London in die
Vereinigten Staaten von Amerika, deren Staatsbürgerschaft sie 1945
annahm. Nach einer kurzen Sommerprofessur an der Unicersity of
California war Charlotte Bühler 1940 bis 1943 Professor of Psychology am
Saint Catherine
College in Saint Paul (Minnesota) und 1941 bis 1942
Visiting Professor an der Clark
University in Worcester (Massachusetts), 1943 bis 1945
Chief
Clinical Psychologist am Minneapolis General Hospital in Minneapolis
(Minnesota) und 1945 bis 1953 am Los Angeles County Hospital in Los
Angeles (California). Daneben betrieb sie 1950 bis 1971 eine
Privatpraxis als Psychologin in Beverly Hills (California) und war 1950
bis 1958 Assistant Clinical Professor of Psychiatry an der University of
Southern California School of Medicine in Los Angeles (1958 emeritiert).
1971 kehrte
Charlotte Bühler nach Deutschland zurück, wo sie 1971 bis 1974 eine
Privatpraxis als Psychologin in Stuttgart (Baden-Württemberg) betrieb.
Charlotte
Bühler, bahnbrechende Forscherin auf dem Gebiet der Kinder- und
Jugendlichenpsychologie sowie Begründerin der Humanistischen
Psychologie, und ihr Mann
Karl Bühler
gelten heute als die prägenden Persönlichkeiten des Psychologischen
Instituts der Universität Wien in der Zwischenkriegszeit.

Selbstständige
Publikationen von Charlotte Bühler
● Über
Gedankenentstehung. Experimentelle Untersuchungen zur Denkpsychologie,
vorgelegt von Charlotte Bühler.
München 1917. Philosophische Dissertation, Universität München 1918.
Abgedruckt in: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der
Sinnesorgane. Abteilung 1: Zeitschrift für Psychologie (Leipzig), 80. Bd., S. 129–200.
● Das Märchen und die
Phantasie des Kindes.
Leipzig: Barth 1918 (= Zeitschrift für angewandte Psychologie und
psychologische Sammelforschung. Beihefte. 17.), IV, 82 S.
● (Herausgeberin)
Quellen und Studien zur Jugendkunde. Herausgegeben von Charlotte Bühler.
Jena: Fischer 1922–1937, 13 Bände:
1. Band: [Irmgard
Winter]: Tagebuch eines jungen Mädchens. Herausgegeben von Charlotte
Bühler. 1922, VII, 77 S. 2., erweiterte Auflage unter dem Titel: Zwei
Mädchentagebücher. Jena: Fischer 1927, X, 145 S.
2. Band: Adolf
Busemann:
Die Sprache der Jugend als Ausdruck der
Entwicklungsrhythmik. Sprachstatistische Untersuchungen. 1925, VI,98
S.
3. Band:
Zwei
Knabentagebücher. Mit einer Einleitung über Die Bedeutung des
Tagebuchs für die Jugendpsychologie. Herausgegeben von Charlotte
Bühler. 1925, XIV, 169 S.
4. Band:
Hildegard Hetzer:
Der
Einfluß der negativen Phase auf soziales Verhalten und literarische
Produktion pubertierender Mädchen. Beobachtungen an
Proletariermädchen. Mit 13 Abbildungen. – Lucia Vecerka: Das soziale
Verhalten von Mädchen während der Reifezeit. 1926, 121 S.
5. Band:
Charlotte Bühler / Hildegard Hetzer /
Beatrix Tudor-Hart: Soziologische und psychologische Studien über das
erste Lebensjahr. 1927, VI, 250 S.
6. Band: Viktor
Winkler-Hermaden: Psychologie des Jugendführers.
1927, VI,125 S.
7. Band:
Hildegard Hetzer:
Kind und
Schaffen. Experimente über konstruktive Betätigungen im
Kleinkindalter. Mit 20 Abbildungen im Text nach photographischen
Aufnahmen von Ludwig Koller und 1 Kurvenbild. 1931, VIII, 108 S.
8. Band:
Paul F[elix] Lazarsfeld:
Jugend
und Beruf. Kritik und Material. Mit Beiträgen von Charlotte Bühler,
B[ronyslav] Biegeleisen, Hildegard Hetzer, Karl Reininger. Mit 7 Abbildungen im Text. 1931, IV,
206 S.
9. Band:
Jugendtagebuch
und Lebenslauf. Zwei Mädchentagebücher mit einer Einleitung
herausgeben von Charlotte Bühler. 1932, 262 S.
10. Band:
Annelies
Argelander / Ilse Weitsch: Aus dem Seelenleben verwahrloster Mädchen
auf Grund ihrer Tagebuchaufzeichnungen. 1933, 126 S.
11. Band: Charlotte
Bühler:
Drei Generationen im Jugendtagebuch. 1934, 184 S.
12. Band:
Liselotte
Frankl: Lohn und Strafe. Ihre Anwendung in der Familienerziehung.
1935, VIII, 116 S.
13. Band:
Edeltrud Baar:
Die geistige Welt des Schulkindes. Mit 60 Tabellen. 1937, VIII, 129 S.
● (Herausgeberin)
[Irmgard Winter]:
Tagebuch eines jungen Mädchens.
Herausgegeben von Charlotte Bühler.
Jena: Fischer 1922 (= Quellen und Studien zur Jugendkunde. 1.), VII, 77
S. 2., erweiterte Auflage unter dem Titel: Zwei Mädchentagebücher. Jena:
Fischer 1927 (= Quellen und Studien zur Jugendkunde. 1.), X, 145 S.
● Das Seelenleben des
Jugendlichen. Versuch einer Analyse und Theorie der psychischen
Pubertät.
Jena: Fischer 1922, VI, 103 S.
● (Herausgeberin)
Wiener Arbeiten zur pädagogischen Psychologie aus dem Psychologischen
Institut, Wien. Herausgegeben von Charlotte Bühler und Viktor Fadrus.
Wien–Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1924–1935, 10 Bände:
1. Band: Charlotte Bühler /
Johanna Haas: Gibt es Fälle, in denen man lügen muß?
Eine pädagogisch-psychologische Untersuchung über die Kinderlüge auf
Grund einer Erhebung. 1924, V, 47 S.
2. Band:
Karl Reininger:
Über soziale Verhaltungsweisen in der Vorpubertät. 1924, 111 S.
3. Band:
Hildegard Hetzer:
Die symbolische Darstellung in der frühen Kindheit. Erster Beitrag zur
psychologischen Bestimmung der Schulreife. 1926, 92 S.
4. Band:
Heinrich
Ormian: Das schlußfolgernde Denken des Kindes. Eine psychogenetische
Untersuchung auf experimenteller Grundlage. 1926, 124 S.
5. Band: Chaim J.
Zweigel:
Über die Wirksamkeit von Aufgaben in der frühen
Kindheit. Ein Beitrag zur psychologischen Bestimmung der Schulreife.
1929, 71 S.
6. Band:
Hildegard Hetzer:
Das volkstümliche Kinderspiel. 1927, 83 S.
7. Band: Karl Reininger:
Das soziale Verhalten von Schulneulingen. Wiener Lehrergruppenarbeit.
Nach 30 Beobachtungsberichten von Lehrern bearbeitet von Karl
Reininger. Mit einer Einleitung von Charlotte Bühler. 1929, 84 S.
8. Band:
Magarete Rada:
Das reifende Proletariermädchen. Ein Beitrag zur Umweltforschung.
1931, 81 S.
9. Band:
Lotte Danzinger:
Der
Schulreifetest mit einer Untersuchung über die Ursachen des Versagens
im ersten Schuljahr. 1933, 56 S.
10. Band: Amalie
Koerperth-Tippel: Kind und Bild. Künstlerisch wertvolle und wertlose
Bilder im Urteil von Drei- bis Vierjährigen. Aus dem psychologischen
Institut. [1935], 126 S.
● (Mit Johanna Haas)
Gibt es Fälle, in denen man lügen muß? Eine pädagogisch-psychologische
Untersuchung über die Kinderlüge auf Grund einer Erhebung.
Wien–Leipzig: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1924 (= Wiener
Arbeiten zur pädagogischen Psychologie aus dem Psychologischen Institut,
Wien. 1.), V, 47 S.
● (Herausgeberin) Zwei
Knabentagebücher. Mit einer Einleitung über Die Bedeutung des Tagebuchs
für die Jugendpsychologie. Herausgegeben von Charlotte Bühler. Jena:
Fischer 1925 (= Quellen und Studien zur Jugendkunde. 3.), XIV, 169 S.
● (Mit
Hildegard Hetzer & Beatrix
Tudor-Hart) Soziologische und psychologische Studien über das erste
Lebensjahr. Jena: Fischer 1927 (= Quellen und Studien zur
Jugendkunde. 5.), VI, 250 S.
● Kindheit und Jugend.
Genese des Bewußtseins.
Leipzig: Hirzel 1928 (= Psychologische Monographien. Herausgegeben von
Karl Bühler. 3.), XX, 307 S.
● (Herausgeberin)
Psychologie der Fürsorge. Herausgegeben von Gertrud Bien, Charlotte
Bühler und
Hildegard Hetzer.
Leipzig: Hirzel 1929–1930, 2 Bände:
1. Band:
Hildegard Hetzer: Kind und
Armut. Psychologische Methoden in Armutsforschung und
Armutsbekämpfung. 1929, XII, 314 S.
2. Band:
Lotte Danzinger / Hildegard Hetzer / Helene
Löw-Beer: Pflegemutter und Pflegekind.
1930, 124
S.
● (Mit John
E[dward] Anderson & Anna Freud & Arnold Gesell & Jean Piaget)
Handbook of child psychology. Edited by Carl Murchison. Worcester,
Mass. / London: Clark University Press / Milford, Oxford University
Press 1931 (= The International University series in psychology.), xii,
711 S.
● (Herausgeberin)
Jugendtagebuch und Lebenslauf. Zwei Mädchentagebücher mit einer
Einleitung herausgeben von Charlotte Bühler. Jena: Fischer 1932 (= Quellen und Studien zur Jugendkunde. 9.), 262 S.
● (Mit
Hildegard
Hetzer)
Kleinkindertests. Entwicklungstests vom 1. bis 6. Lebensjahr.
Leipzig: Barth 1932, VI, 188 S. & 2 Beilagen.
● Der menschliche
Lebenslauf als psychologisches Problem.
Leipzig: Hirzel 1933 (= Psychologische Monographien. Herausgegeben von
Karl Bühler. 4.), XVI, 328 S.
● Drei Generationen im
Jugendtagebuch.
Jena: Fischer 1934 (= Quellen und Studien zur Jugendkunde.
11.),
184 S.
● Praktische
Kinderpsychologie.
Wien–Leipzig: Lorenz 1937, 252 S.
● Kind und Familie.
Untersuchung der Wechselbeziehungen des Kindes mit seiner Familie. Mit
50 Abbildungen im Text.
Jena: Fischer 1937, VI, 172 S.
● (Mitherausgeberin)
British Journal of Educational Psychology (Leicester), ?.–44. Bd.
(?–1974).
● (Mitherausgeberin)
The Nervous Child. Quarterly journal of psychopathology,
psychotherapy, mental hygiene and guidance of the child (New York,
N.Y.), 1.?–11. Bd. (1941?–1956).
● (Charlotte Buhler; mit D[avid] Welty Lefever) A
Rorschach study on the psychological characteristics of alcoholics.
New Haven, Conn.: Hillhouse Press 1948 (= Memoirs of the Section of
Studies on Alcohol, Laboratory of Applied Physiology, Yale University.
6.), 64 S.
● (Charlotte Buhler; mit
Karl Buhler [d.i. Karl Bühler] & D[avid] Welty Lefever)
Development of the basic Rorschach score with manual of directions.
Revised.
[Los Angeles, Calif.: ohne
Verlagsangabe] 1949 (= Rorschach standardization studies.
1.), ix,
189 S.
● (Charlotte
Buhler; mit Gayle Kelly Tumny & Helen Sara Carrol) World test
standardization studies. New York, N.Y.: Child Care Publications 1951
(= Child care monographs. 4.), 81 S. Separatabdruck aus: Journal of
child psychiatry, 2. Bd.
● (Mit
Faith Smitter & Sybil Richardson) Childhood problems and the teacher.
With a chapter on remedial work by Franklyn Bradshaw. New York,
N.Y.: Holt 1952, xi, 372 S.
● Der Welt-Test. Deutsche
Bearbeitung von
Hildegard Hetzer
und Elfriede Höhn.
Göttingen: Verlag für Psychologie
Hogrefe
[1955], 27 S. & Testmaterial in einem Koffer.
● (Mit
Morse P. Manson) Picture world test.
A
projective technique.
Revised manual.
Beverly Hills, Calif.: Western Psychological Service 1956–1965, 51, 8 S.
& Testbogen & Testmaterial.
● (Mitherausgeberin)
Journal for Humanistic Psychology (Waltham, Mass.), 1.–14. Bd.
(1961–1974).
● Psychologie im Leben
unserer Zeit.
München–Zürich: Droemersche Verlagsanstalt, Knaur 1962, 576 S.
● Values in
psychotherapy.
New York, N.Y.: Free Press of Glencoe 1962, xv, 251 S.
● (Herausgeberin)
The course of human life. A study of goals in the humanistic
perspective. Charlotte Bühler [and] Fred Massarik, editors. New
York, N.Y.: Springer 1968, ix, 422 S.
● Psychologische Probleme
unserer Zeit. Drei Vorträge.
Stuttgart: Fischer 1968, 57 S.
● (Mit
Melanie Allen) Introduction to Humanistic Psychology. Monterey,
Calif.: Brooks/Cole 1972, viii, 120 S.
● Wenn das Leben gelingen
soll. Psychologische Studien über Lebenserwartungen und
Lebensergebnisse. Mit 38 Abbildungen.
München–Zürich: Droemersche Verlagsanstalt, Knaur 1972 (= Knaur
Taschenbücher.
276.),
240 S. Zuerst englische Übersetzung: The way to fulfilment.
Psychological techniques. Translated by David J. Baker. New York, N.Y.:
Hawthorn Books 1969, xviii, 237 S.

Über Charlotte Bühler auf dieser Website
● Große Chronik von
Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg:

© Reinhard Müller
Stand:
Oktober 2007
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