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Bruno Walter
das ist Bruno Walter Schlesinger
geb. Berlin, am 15. September 1876
gest. Beverly Hills, California, am 17.
Februar 1962
Dirigent, Komponist und Schriftsteller
Bruno Walter
Schlesinger, Sohn eines Kaufmanns, studierte seit 1884 am Sternschen
Konservatorium in Berlin, Klavier bei Heinrich Ehrlich (1822–1899),
Musiktheorie bei Ludwig Bußler (1838–1901) sowie Komposition und
Dirigieren bei Robert Radecke (1830–1911). Seit 1886 trat Schlesinger
als Pianist öffentlich auf, gab aber 1889 die geplante Karriere als
Pianist auf, um Dirigent zu werden. 1893 debütierte Walter als Dirigent
am Stadttheater (heute Kölner Oper) in Köln (Rheinprovinz;
Nordrhein-Westfalen), wo er Korrepetitor wurde. 1894 wurde er
Korrepetitor und Chorleiter, 1895 Kapellmeister am Stadttheater in
Hamburg (Hamburg) unter Gustav Mahler (1860–1911). 1896 kam Schlesinger
als Zweiter Kapellmeister ans Stadttheater in Breslau (Schlesien;
Wrocław, Polen), wo er seinen Namen auf »Bruno Walter« änderte,
wurde 1897 Erster Kapellmeister am Stadttheater in Pozsony / Preßburg
(Ungarn; Bratislava, Slowakei), 1898 Erster Kapellmeister am
Stadttheater in Riga / Рига (Russland; Rīga, Lettland) und 1900 Kapellmeister an der Oper in Berlin.
Hier heiratete Bruno Walter 1901 die lyrische Sopranistin Elsa Korneck
(geborene Else Wirthschaft; ?–1945), mit der er zwei Kinder hatte: Lotte
Walter (1903–1970), später verheiratete Lindt (in den USA: Lotte Walter
Lindt), die auch als Übersetzerin und Herausgeberin tätig war, und »Gretl«
Marguerite (1906–1939), später mit dem Filmregisseur und Produzenten
Robert Neppach (1890–1939) verheiratet, der sie in Zürich aus Eifersucht
erschoss.
Bruno Walter wurde
1901 von Gustav Mahler als Hofkapellmeister an die Hofoper nach Wien
geholt, wo er bis 1912 blieb. Walter, der 1910 österreichischer
Staatsbürger wurde und den Familiennamen »Schlesinger« auch offiziell
streichen ließ, gründete gemeinsam mit dem Komponisten Arnold Schönberg
(1874–1951) einen Komponistenverband, wirkte im In- und Ausland als
Gastdirigent und war seit 1911 auch an der Wiener Singakademie (heute
Wiener Sängerknaben) als Dirigent tätig.
Bruno Walter und seine
Elsa Walter gehörten zum engen Freundeskreis der Kunstmäzenin
Jenny Mautner (1856–1938) und deren Mann, dem
Großindustriellen
Isidor Mautner (1852–1930), welcher seit 1925 auch Besitzer
der
Textilfabrik Marienthal war. Deren Tochter
Katharina Breuer-Mautner (1883–1979) sang übrigens im Chor
von Bruno Walter mit. Walter hielt auch im Exil mit den ebenfalls
geflüchteten Mautner-Kindern,
Katharina Breuer-Mautner und
Marie Mautner-Kalbeck
(1886–1972), engen Kontakt.
Seit 1913 war Bruno
Walter Bayerischer Generalmusikdirektor der Hofoper beziehungsweise seit
1918 Operndirektor des Nationaltheaters in München sowie
Generalmusikdirektor des jährlichen Festivals in München, trat aber 1922
aus politischen und künstlerischen Gründen von diesen Funktionen zurück.
In München führte er unter anderem auch zwei Opern von
Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) auf. Seit 1918 leitete er
die Berliner Bruno Walter-Konzerte der Berliner Philharmonie, war 1919
bis 1933 Dirigent der Berliner Philharmoniker, 1924 bis 1932 Dirigent am
Royal Opera House Covent Garden in London, 1925 bis 1929
Generalmusikdirektor der Städtischen Oper Berlin und 1929 bis 1933
Direktor des Gewandhausorchesters in Leipzig. 1929 gründete er die Bruno
Walter-Stiftung für begabte mittellose Musiker. Während all dieser Jahre
blieb jedoch Wien das Zentrum seiner Tätigkeiten, und seit 1925 wirkte
er auch mit
Hugo von Hofmannsthal (1874–1929),
Max Reinhardt
(1873–1943) und
Richard Strauss (1864–1949) als Mitgestalter der Salzburger
Festspiele in Salzburg (Salzburg).
Von den
Nationalsozialisten in der Berufsausübung verhindert, emigrierte Bruno
Walter 1933 nach Wien, wo er zunächst verschiedene Engagements wahrnahm,
unter anderem 1934 bis 1938 als Gastdirigent beim Concertgebouworkest in
Amsterdam. 1936 bis 1938 war Walter Direktor der Staatsoper in Wien.
Bruno Walter flüchtete
1938 mit seiner Frau nach Frankreich, dessen Staatsbürgerschaft er noch
1938 annahm. Hier trat er gelegentlich als Dirigent in Paris auf.
1939 emigrierte Bruno
Walter mit seiner Frau und seiner Tochter Lotte in die USA, deren
Staatsbürgerschaft er 1946 annahm. Walter ließ sich in California
nieder, war 1940 Gastdirigent beim NBC (National Broadcasting Company)
Symphony Orchestra, 1941 bis 1945 Dirigent am Metropolitan Opera House
in New York (New York), wo er auch 1950 bis 1951 und 1956 bis 1957
wirkte.
1947 bis 1949 war Walter
Director des New York Philharmonic Orchestra.
Bruno Walter war ein
hoch ausgezeichneter Künstler, der Ehrendoktorate der Universität
München, der University of California in Los Angeles, der University of
Sothern California in Los Angeles und der University of Edinburgh
erhielt.
Nach dem zweiten
Weltkrieg kam Bruno Walter wiederholt nach Österreich, wo er in Wien
dirigierte und bei den Salzburger Festspielen mitwirkte. Seinen letzten
öffentlichen Auftritt bestritt er 1960 mit den Wiener Philharmonikern.
Bruno Walter, der als
Komponist weitgehend in Vergessenheit geraten ist, gilt heute als einer
der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts.

Selbstständige
Publikationen von Bruno Walter
● Über [Ludwig van]
Beethovens Missa solemnis. Aus einer früheren Arbeit. Geschrieben aus
Anlass der Beethovenfeier zum 150. Geburtstag.
Wien: [Berger 1926], 4 Bl.
● Von den
moralischen Kräften der Musik. Vortrag gehalten im Kulturbund zu Wien.
Wien–Leipzig–Zürich: Reichner 1935, 21 S.
● Gustav
Mahler.
Wien–Leipzig–Zürich: Reichner 1936, 105 S. Später unter dem Titel:
Gustav Mahler. Ein Porträt.
● Thema und
Variationen. Erinnerungen und Gedanken.
Stockholm: Bermann-Fischer 1947, 527 S. Zuerst in englischer Übersetzung
New York, N.Y. 1946 unter dem Titel:
Theme and variations.
An autobiography.
● Vom
[Wolfgang Amadeus] Mozart der Zauberflöte.
Frankfurt am Main: Fischer 1955, 19 S.
● Von der
Musik und vom Musizieren.
[Frankfurt am Main]: Fischer 1957, 254 S.
● Briefe
1894–1962. (Herausgegeben von Lotte Walter Lindt. Geleitwort von
Wolfgang Stresemann.)
Frankfurt am Main: Fischer 1969, XV, 461 S.
© Reinhard Müller
Stand:
Juni 2008
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