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Marienthaler und Trumauer
Actien-Spinn-Fabriks-Gesellschaft
später: Actien-Gesellschaft der Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und Druckerei zu Trumau und Marienthal
gegründet 1864, aufgelöst 1942
Eduard von Todesco
(1814–1887)
und
Moritz
von Todesco
(1816–1873),
seit 1858 Besitzer der
Textilfabrik Marienthal,
fusionierten diese
Anfang 1864 mit der zwölf Kilometer südwestlich von
Gramatneusiedl
gelegenen, 1838 gegründeten Baumwollspinnerei Trumau (sprich: tru:m’au)
zur »Marienthaler und Trumauer Actien-Spinn-Fabriks-Gesellschaft«. Sitz
der beim Handelsgericht Wiener Neustadt (Niederösterreich) eingetragenen Aktiengesellschaft
war zunächst Marienthal. 1872 wurde eine Zweigniederlassung in Wien 1.,
Maria-Theresien-Straße 24, später in Wien 9., Tendlergasse 16,
gegründet, und vorübergehend gab es auch in Budapest eine
Zweigniederlassung, wobei der Name bald in »Actien-Gesellschaft der
Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und
Druckerei zu Trumau und Marienthal« geändert wurde. Die Bedeutung dieser
Aktiengesellschaft für
Gramatneusiedl lässt sich auch daran ermessen,
dass sie
gemäß der Gemeinde- und Gemeindewahlordnung vom 31. März
1864 eine Virilstimme (Einzelstimme) im Gemeinderat erhielt, womit sie
nicht nur wirtschaftlich bestimmend, sondern auch politisch
mitbestimmend wurde.
Die Aktienmehrheit
ging bald von der Familie Todesco an jene der
Miller zu Aichholz
über, und 1925 erwarb
Isidor Mautner (1852–1930)
das gesamte Aktienpaket für sein Industrieimperium, damit auch die
Textilfabriken Marienthal und Trumau. Nach dem vollständigen Zusammenbruch
der Mautnerschen Unternehmungen 1929/30, der auch zur Schließung der
Textilfabrik Marienthal führte, gelangten 1932 die Aktien in den Besitz
der
Wiener »Credit-Anstalt Aktiengesellschaft«, welche damals alle
Mautnerschen Firmen in Österreich
übernahm,
wobei diese kein Interesse hatte, die Textilfabriken Marienthal und Trumau weiter zu betreiben. Die »Actien-Gesellschaft
Baumwoll-Spinnereien, Webereien, Bleiche, Appretur, Färberei und
Druckerei zu Trumau und Marienthal« selbst wurde 1939 beim
Handelsgericht Wiener Neustadt gelöscht und der Hauptsitz von Marienthal
zur Zweigniederlassung Wien verlegt. Nun begannen die Direktoren
Friedrich Rädelhammer und Alois Stradner mit der Abwicklung der
Gesellschaft, und 1942 wurde die Aktiengesellschaft endgültig
liquidiert.
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:

Bibliothek:
● Zimmerl, Ulrike (geb. 1971): Der Industriekonzern der Creditanstalt in
Niederösterreich. Eine Darstellung an ausgewählten Beispielen der
Textil- und Metallbranche bis 1945, in Peter Melichar, Ernst Langthaler,
Stefan Eminger (Hg.): Niederösterreich im 20. Jahrhundert. Band 2:
Wirtschaft. Wien: Böhlau 2008, S. 345–374, hier S. 356:

© Reinhard Müller
Stand: Februar 2011
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