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Marie
Jahoda
Brief an Christian Fleck in Graz (Steiermark)
Keymer (Sussex), am 20. Januar
1988
Die
Veröffentlichung auf dieser Website erfolgt mit freundlicher Genehmigung
von Lotte Bailyn, Belmont (Massachusetts).
Beachten Sie das
Copyright! – Für die Bereitstellung des
Briefes von
Marie Jahoda (1907–2001) danke ich
Christian Fleck (geb. 1954), Graz.
Transliteriert von
Reinhard Müller.
Die Feldarbeit war
zwischen Herbst 1931 und Frühjahr 32. Bis zum Sommer haben wir kollektiv
das Material diskutiert. Im Sommer 32 habe ich das Material mit mir aufs
Land genommen und den Bericht geschrieben.
[Hans] Zeisel hat gleichzeitig den Anhang geschrieben,
[Paul] Lazarsfeld war führend an den Diskussionen beteiligt, aber
weder er noch die Bühlers [d.s.
Charlotte und
Karl Bühler; Anm.
R.M.] haben den Text verändert. Alles das und die
Auslieferung des Manuskripts an den deutschen Verleger geschah lange vor
[Adolf] Hitlers Machtergreifung und vor der Ausschaltung des
österreichischen Parlaments. Die einzig ausschlaggebende Veränderung,
die, wie ich glaube, vom Verlag angeregt wurde, war, dass die Namen der
Autoren, weil sie jüdische Abstammung erschliessen liessen, vom
Titelblatt auf die inneren Seiten verlegt wurden. Ich habe
Marienthal
nicht ›vorsichtig‹ geschrieben – ich fürchte, wir hatten damals noch
immer politische Illusionen –, sondern in der wachsenden Erkenntnis,
dass die Beschreibung ohne politischen Kommentar überzeugender sein
würde.
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