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Polizeiliche Meldung zu Marie Jahoda Wien am 1. Dezember 1936 Bundespolizeidirektion Wien. Dr. Lazarsfeld Maria, Priore. Wien, am 1.Dezember 1936. Dr. Maria Lazarsfeld, geborene Jahoda, Psychologin, am 27. Jänner 1907 zu Wien geboren und zuständig, konfessionslos, getrennt. XIX., Döblingerhauptstrasse Nr. 60/1 wohnhaft und polizeilich gemeldet, ist die Gattin des Dr. Paul LAZARSFELD, mit dem sie in getrennter Ehe lebt. Genannte war zuletzt Leiterin der österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle in Wien I., Wächtergasse Nr. 1. Nach einer vertraulichen Information ist sie soz[ial]dem[okratisch] eingestellt und soll sich auch im Jahre 1934 für die soz[ial]dem[okratische] Partei betätigt haben. Im Jahre 1929 war sie Sekretärstellvertreterin des Vereines »Arbeitskreis sozialistischer Pädagogen«. Im Jahre 1928 beteiligte sie sich als Demonstrantin vor dem Café Prückl1 am Stubenring. Nach einer weiteren vertraulichen Information soll sie als Leiterin der Arbeitsgemeinschaft d[er] österr[eichischen] Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle auch derzeit noch für die illegale soz[ial]dem[okratische] Partei tätig sein. In den polizeilichen Evidenzen wie: Strafregisteramt, V.V., Sicherheitsbüro, Fahndungsamt und Domizilkoat gelangte sie bisher nicht zur Vormerkung. Hermann Scharf, Franz Tegel, Kr[iminal]b[eamte] Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wien, Landesgericht für Strafsachen Wien, Vr 10981/36.
1 Recte
Café Prückel: heute noch bestehendes Kaffeehaus in Wien
I., Stubenring 24 / Dr.-Karl-Lueger-Platz 6. Zur angesprochenen
Demonstration anlässlich der Aussperrung der
Kaffeehausangestellten siehe den Bericht
der Bundespolizeidirektion<01_08_03c>
vom 24. Juni 1932. Anmerkung
Reinhard Müller.
© Reinhard Müller -- Graz, im Oktober 2006 |
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