Marie Jahoda 1907-2001

Verzeichnis der in der Wohnung Marie Jahodas am 27. November 1936 beschlagnahmten Unterlagen

Wien, am 1. Dezember 1936

Verzeichnis
über jene Gegenstände, die anlässlich einer Revision in der Wohnung der Frau Dr. Lazarsfeld Maria, Nationale und Wohnort im Akt, vorgefunden und saisiert wurden: 1. Kuvert Nr. 1, Diverse Zeugnisse und Dokumente der Frau Dr. Lazarsfeld. 2. Kuvert Nr. 2, Fotografien, Postkartenm [!] Briefe an Frau Dr. Lazarsfeld, 1 Buch »Neues Sozialrecht«,^¹ 1 Heft »Das Wortspiel und die komische Rede«,^² 2 Einladungen des N[ieder-]Ö[sterreichischen] Gewerbevereines und einige Broschüren. 3. 1 Mappe mit Aufschrift Reklamematerial beinhaltend, 1 braunes Heft mit der Überschrift »Gewerbliche Betriebszählung« und verschiedenes Reklamematerial.[«] (nicht politischer Natur). 4. 1 Mappe mit Aufschrift »Recherchen«, Inhalt: phylosophische [!] Aufzeichnungen auf losen Blättern. 5. 1 Mappe mit Erhebungsmaterial (losen Blättern) über due [!] Autorität der Familie. 6. 1 Mappe mit Aufschrift »Denkgewohnheiten« (lose Blätter) und stenographischen Vormerkungen, »Was ist Soz.«, [»]was bringt dieser Zustand«, »Wie Soz. geworden«. 7. Kuvert Nr. 7 1 Buch, »Tell Hauswirtschaft« mit Vormerkungen über Verrechnungen. 2 Zeitungen »Le Populaire«,^³ adressiert an Frau Dr. Maria Jahoda, I., Wächtergasse Nr. 1 8. 1 Schreibmaschine Marke »Remington« Nr.197.205. Unter dem vorangeführten Material befinden sich auch Karbonpapierblätter, deren Text entziffert wird (siehe folgende Blätter).
Karl Bankl m.p. Kr[iminalbeamter] Rev[ier-]lnsp[ektor] Franz Tegel m.p. Kr[iminal]b[eamter]
Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Wien, Landesgericht für Strafsachen Wien, Vr 10981/36.

1 D.i. Richard Fränkel: Das neue Sozialrecht. Wien: Eigenverlag 1936. Anmerkung Reinhard Müller.

2 Gemeint ist Julius Klanfer: Das Wortspiel und die komische Rede, in: Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft (Stuttgart), 30. Jg., Nr. 3 (1936), S. 210–234. Anmerkung Reinhard Müller.

3 Le Populaire de Paris. Organe central du Parti Socialiste (S.F.I.O.) (Paris), 1.–24. Jg. (1916–1940); Hauptorgan der »Parti Socialiste (Section Française de l’Internationale Ouvrière)«, welche 1905 als sozialdemokratische Partei gegründet wurde; ging 1971 in der »Parti Socialiste« auf. Während seines Paris-Aufenthaltes 1924/25 wurde Paul Lazarsfeld<01_05_00> (1901–1976) Mitglied dieser Partei. Anmerkung Reinhard Müller.