Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg
1700 bis 1749
1704
Aufständische Ungarn, die Kuruzzen, fallen seit Dezember 1703 wiederholt ins Erzherzogtum Österreich unter der Enns ein, vom März bis Juni 1704 auch in das Gebiet um Gramatneusiedl, das dabei vermutlich verwüstet wird. Beendet werden die
Kuruzzenkriege erst mit dem Friedensvertrag von Szatmárnémeti / Sathmar (Satu Mare, Rumänien) vom 29. April 1711.
(
Denkbuch Moosbrunn.)

1712
Am 10. April 1712 gibt es ein starkes Erdbeben mit Epizentrum bei Wiener Neustadt (Niederösterreich).

1713
Vom Januar 1713 bis Februar 1714 gibt es die letzte Pestepidemie im Erzherzogtum Österreich unter der Enns. Während sie beispielsweise in Wien etwa 8.000 Todesopfer fordert, lassen sich in den Sterberegistern
der Pfarre Moosbrunn (Niederösterreich) für Gramatneusiedl keine Opfer
feststellen.

1715
Zwischen dem 12. und 23. Januar 1715 marschiert das aus der Türkei zurückkehrende schwedische Heer vom Südosten Richtung Norden durch das Erzherzogtum Österreich unter der Enns.

1721
Am 2. Oktober 1721 findet unter anderem im Viertel unter dem Wienerwald, zu dem auch Gramatneusiedl gehört, eine Landesvisitation gegen Bettler und Verbrecher statt.

1722
Mit päpstlicher Bulle wird die bisherige Diözese Wien am 1. Juni 1722 zur Erzdiözese erhoben, was ab
1728 auch für Gramatneusiedl von Bedeutung wird.

1722
Die seit 1624 von den Grafen
von Paar betriebene Post im Erzherzogtum Österreich unter der Enns wird mit Patent von Kaiser Karl VI. von Habsburg (1685–1740) vom 1. Juli 1722 landesfürstliches Reservatrecht, das heißt, sie wird gleichsam verstaatlicht.

1722
Am 22. Oktober 1722 gibt es im ganzen Erzherzogtum Österreich unter der Enns eine
Generallandesvisitation gegen Räuber, bei der an die 1.000 Dragoner und etwa 400 Infanteristen eingesetzt werden.

1728
Am 24. September 1728 wird das Dekanat Baden, in welchem die Pfarre Moosbrunn
(Niederösterreich) liegt, von der Diözese Passau abgetrennt und der erst
1722 erhobenen Erzdiözese Wien zugeschlagen. Die Kirche Sankt Peter und Paul betrachtet seither das
Wiener Domkapitel als ihren
Patron.

1729
Am 19. März 1729 wird
Johannes von Nepomuk (d.i. Jan Nepomucký;
um 1350–1393) heilig gesprochen. Dem in Österreich überaus populären
Heiligen werden auch in Gramatneusiedl Denkmäler errichtet: um
1730 ein Seitenaltar in der
Kirche Sankt Peter und Paul und
1730 eine Statue des
hl. Johannes von Nepomuk bei nämlicher Kirche
sowie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
eine Statue des
hl. Johannes von Nepomuk an der Brücke über die
Fischa.
Außerdem gab es eine nicht mehr vorhandene
Johanneskapelle,
welche ebenfalls dem hl. Johannes
von Nepomuk geweiht gewesen sein dürfte,
und von der weder Errichtung noch genauer Standort bekannt sind.

1729
Der Winter von 1729 auf 1730 wird als der kälteste seit Menschengedenken geschildert,
dem 1730 große Überschwemmungen folgen. (
Denkbuch Moosbrunn.)

1730
1730 werden an die Kirche Sankt Peter und Paul eine Sakristei durch einen Maurermeister aus Wienerherberg (heute zu Ebergassing, Niederösterreich) angebaut und im Inneren Umbauarbeiten vorgenommen. Vermutlich im Zuge dessen wird auch der
hl. Johannes von Nepomuk-Seitenaltar errichtet.

1730
1730 wird Ignaz Osmann (1730–1778), Sohn eines Arcierenleibgardisten (Palastwache am kaiserlichen Hof in Wien), geboren. Der spätere Müllermeister wird seit
1751 eine prägende Persönlichkeit Gramatneusiedls.

1730
Am 1. Juli 1730 wird eine
Statue des hl. Johannes von Nepomuk (d.i. Jan Nepomucký; um 1350–1393) geweiht. Die auf einem Sockel aufgestellte Plastik steht vor der Nordostseite der
Kirche Sankt Peter und Paul und trägt die
Inschrift: »S. / IOANNES / NEPOMUCENUS / I.O.RP.N.W. / 1.7.30.«

1736
In Moosbrunn (Niederösterreich) kommt es zu einem Aufruhr der Bevölkerung, als der neu bestellte, auch für die Kirche Sankt Peter und Paul zuständige Pfarrer Franz Leonhard Hainzmann in den Ort einziehen will. Erst unter dem Schutz der Rumorwache aus Wien kann er den Pfarrhof
beziehen. Hainzmann bleibt bis 1768 Pfarrer von Moosbrunn. Die
Neubestellung ist notwendig, weil der bisherige Pfarrer,
Maximilian Graf von Engelhausen, einen
Prozess wegen seiner Kirchenrechnungen gegen den kaiserlichen Hof führt
und deshalb sein Amt niederlegen muss.
(
Denkbuch Moosbrunn.)

1740
Vom November bis Dezember 1740 erheben sich Bauern im Gebiet des Wienerwaldes wegen die Überhegung des Wildes und der damit verbundenen Flurschäden. Gramatneusiedl ist von diesen Aufständen nicht betroffen.

1741
In den Jahren 1741 und 1742 lebt der Maler Paul Stückler in Moosbrunn
(Niederösterreich). Er malt für die Kirche Sankt Peter und Paul 1741 das Patronatswappen des Wiener Domkapitels auf dem Hochaltar, und 1742 fasst er für die Filialkirche Gramatneusiedl das Totenkreuz und malt das Bild »Mariahilf« des um
1730 aufgestellten
hl. Johannes von Nepomuk-Seitenaltars (1774 mit einer
Baldachinrahmung versehen); dieses Bild befindet sich also zunächst beim
genannten Seitenaltar. (
Denkbuch Moosbrunn.)

1741
Im Zuge des am 16. Dezember 1740 begonnenen so genannten Ersten Schlesischen Krieges dringen im Oktober 1741 französische und bayrische Truppen ins Erzherzogtum Österreich unter der Enns ein, kommen aber nicht in das Gebiet um Gramatneusiedl, sondern
ziehen im Dezember 1741 nach Böhmen weiter. Aber schon 1742 besetzten preußische Truppen erneut Teile des Erzherzogtums, nicht jedoch das Gebiet um Gramatneusiedl. Mit dem Friedensvertrag von Berlin wird der Krieg am 28. Juli 1742 beendet.

1744
Für den 4. Juni 1744 ist die erste Fronleichnamsprozession in Gramatneusiedl belegt. Diese Prozessionen finden bis
1762 weitgehend regelmäßig statt.

© Reinhard Müller
Stand: Juni
2010
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