Aufgespürt: Museum
Marienthal
ORF Niederösterreich, »Niederösterreich
Heute« (19h00
bis 19h22),
in der Serie »Aufgespürt«,
27. Oktober 2011, 19h00
bis 19h20
(Dauer: 2,53 Minuten).
Präsentator: Alfred Komarek; Bericht:
Benedikt Fuchs; Kamera: Andreas Wippel; Schnitt: Petra Pohanka-Böhm.
Interviewpartner:
Reinhard
Müller (Archiv
für die Geschichte der Soziologie in Österreich),
Robert Ziegler: »Marienthal, das ist ein
kleiner Ortsteil von
Gramatneusiedl, aber ein Ortsteil mit einer großen Geschichte, denn
dort gab es einst eine der größten
Textilfabriken
des Landes. 1929 musste diese Fabrik wegen des Börsenkrachs zusperren,
und es gab hunderte Arbeitslose. Dann entstand in Marienthal eine der
weltweit wichtigsten
Studien
über Langzeitarbeitslosigkeit. Jetzt wird dieses Kapitel der Geschichte
neu aufgearbeitet. Alfred Komarek führt uns durch das neue
Museum.
Alfred Komarek: »Gramatneusiedl,
der Ortsteil Marienthal, die Arbeiterkolonie, die Reste der
Fabrik: An kaum einem anderen Ort lässt sich die Industrielle
Revolution in Niederösterreich in ihren zukunftsweisenden, aber auch
düsteren Aspekten intensiver erleben.«
Benedikt Fuchs: »Hier arbeiteten und
lebten am Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 1.200 Menschen. Sechs
ehemalige
Wohnhäuser sind noch erhalten und denkmalgeschützt. Bis 2002 wurden
die Wohnhäuser revitalisiert. Die
Fabrik gab dem Ortsteil Marienthal seinen Namen. Erst nach ihrer
Schließung im Jahr 1930 erreichte der Ortsteil durch die soziologische
Studie ›Die
Arbeitslosen von Marienthal‹ internationale Bekanntheit. Der
wissenschaftliche Meilenstein wurde filmisch festgehalten in ›Einstweilen
wird es Mittag…‹.«
Filmausschnitt: »Einstweilen
wird es Mittag…« (1988): »Früher, da war was los in Weißenberg.«
Benedikt Fuchs: »Der Mythos Marienthal mit
seiner ganzen Geschichte ist nun eingezogen in ein
Museum.«
Alfred Komarek: »Seit 1. Oktober ist das
Museum Marienthal täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt frei,
mit jeder Bankkarte.«
Alfred Komarek: »Wir sind hier im
nachgebauten
Gebäude des
Consum-Vereins im neuen
Museum. Was gibts hier zu sehen?«
Reinhard Müller (Soziologe und Museumskurator): »Einerseits die
Fabrik und
Arbeiterkolonie Marienthal im Kontext des Bauerndorfs
Gramatneusiedl. Zweitens die Marienthal-Studie, also das Buch ›Die
Arbeitslosen von Marienthal‹, und auch dessen
Projektteam.«
Alfred Komarek: »Und welche Besucher
möchten Sie mit Ihrem neuen
Museum ansprechen?«
Reinhard
Müller: »Zunächst einmal die Touristen aus der nahen und mittleren
Umgebung. Aber es soll auch der Wissenschaftstourismus, der ohnedies
bereits in Ansätzen vorhanden ist, national und international verstärkt
werden.«
Benedikt Fuchs: »Etwa 5.000 digitalisierte
Fotoaufnahmen gibt es. Viele davon sind im
Museum zu sehen.«
Alfred Komarek: »Die Mauerreste des alten
Montessorikinderheimes, das spätere
Ledigenheim: Hier, in Marienthal, hat fast jedes Gemäuer eine
Geschichte zu erzählen.«
© Reinhard Müller
Stand: Oktober 2011

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