Die Arbeitslosen von
Marienthal
Wie die
Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre einen blühenden Ort in den Abgrund
riss … und was die Nachwelt daraus lernen kann
Ein Film von Günter Kaindlstorfer
Wissenschaftliche Beratung:
Reinhard
Müller
3sat, 13. Mai 2009, 21h05
bis 21h57 (Dauer: 52 Minuten).
Wiederholung:
2. Juni 2009, 11h10
bis 12h02.
Im Frühsommer 1933 erschien im Leipziger
Verlag
S. Hirzel eine bahnbrechende Studie: »Die
Arbeitslosen von Marienthal«. Sechs Wochen lang hatten fünfzehn
junge
Forscherinnen und Forscher aus dem Umfeld des »Roten Wien« in der
Arbeitersiedlung
Marienthal – dreißig Bahnminuten südlich der österreichischen
Hauptstadt gelegen – die Auswirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit
untersucht. Nach der Schließung der großen
Marienthaler Textilfabrik im Februar 1930 waren drei Viertel der
478 Familien im Ort ohne Arbeit und Brot. Eine katastrophale
Entwicklung. Die einst blühende Gemeinde, eine Hochburg der
niederösterreichischen Arbeiterbewegung, wurde in einen Abgrund aus
Hunger, Elend und materieller Not gerissen. So vermochte es das
Forscherteam rund um
Paul Lazarsfeld und
Marie Jahoda nicht weiter zu überraschen, dass viele überzeugte
Sozialisten der 20er- und 30er-Jahre den völkischen Verheißungen der
Nazis auf dem Leim gingen.
Und heute, am Vorabend einer neuen,
vielleicht ebenso katastrophalen Weltwirtschaftskrise? Wie gültig sind
die Ergebnisse der
Marienthal-Studie heute noch? Dieser Frage geht Günter Kaindlstorfer
in einer aufrüttelnden Dokumentation nach. Sein Resümee: Eine
Gesellschaft, die sich mit Arbeitslosigkeit und Massenelend abfindet,
bereitet den Weg für neue desaströse Entwicklungen – bis hin vielleicht
zu neuen, heute noch unvorstellbaren Kriegen.

Weitere Informationen
Regie: Günter Kaindlstorfer
Kamera: Richard Bayerl
Schnitt: Harald Nestl
Ton: Dieter Neuhaus & Ludwig Hart
Sprecher: Stephan Rehm
Wissenschaftliche Beratung:
Reinhard
Müller
Fotorechte: Archiv für die Geschichte der
Soziologie in Österreich und Bildersammlung Walter Dienstl
Produktion: Alfred Guttmann
Redaktion: Margit Czöppan
Gesamtleitung: Reinhard Scolik
Mit freundlicher Unterstützung des
»Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank« und der
»Österreichischen Gesellschaft für Kulturpolitik«
Eine Co-Produktion von CCC Film Gmbh, ORF,
3sat
© 2009

Gesprächspartner:
Edelgard Anger, Jobsuchende (Röblingen am
See)
Karsten Anger, Lokführer (Röblingen am
See)
Johannes Bacher, Soziologe (Linz)
Bekir Caliskan, Kommunalpolitiker (Ebergassing)
Jutta Fischer, Bürgermeisterin von
Eisleben (Eisleben)
Nora George, Arbeitsagentur Sangerhausen
(Sangerhausen)
Talib Günes, Hodscha
(Marienthal-Reisenberg)
Petra Hartl, Jobsuchende (Oberwart /
Felsőőr)
Anna-Teresa Haun, Jobvermittlerin
(Sangerhausen)
Marie Jahoda, Sozialwissenschafterin (1983, 1986)
Seyrani Karabulut, Friseur
(Marienthal-Gramatneusiedl)
Leopold Kopecky, Zeitzeuge
(Marienthal-Gramatneusiedl)
Ute Kratzer, Jobvermittlerin (Eisleben)
Bernd Marin, Sozialwissenschafter (Wien)
Reinhard
Müller, Soziologe (Graz)
Nicole Sauter, Jobsuchende (Sangerhausen)
Bernhard Schwarz, Sozialmediziner (Wien)
Bernhard Seyringer, Soziologe (Linz)
Gabriele Steurer, Hauptschullehrerin
(Gramatneusiedl)
Dietmar Strobl, Arbeitsmarktservice
Oberwart (Oberwart / Felsőőr)
Rudolf Szwobodnicek, Zeitzeuge (Wien)
Hans Zeisel, Co-Autor der Marienthal-Studie (1988)
Leo Zolles, Bürgermeister von
Gramatneusiedl (Gramatneusiedl)
Film auf
YouTube
© Reinhard Müller
Stand: September 2011

|