Ladenmühle
auch: Mühle an der Fischa
Gramatneusiedl,
bei Hauptstraße 57 und 59 (1771–1826
Nr. 1, 1826–1961 Nr. 44)
erbaut vor 1751, abgerissen 1846
Lageplan
Urkundlich erstmals belegt ist in Gramatneusiedl ein Mühle an der
Fischa für das Jahr 1438, also zu einer Zeit, als die Herrschaft Gramatneusiedl geteilt war zwischen dem Metropolitankapitel zu Sankt Stephan und den
Ladendorfern. Ob die hier genannte
Mühle bereits ein Vorgängerbau der Ladenmühle war, ist unbekannt, doch dürfte sie wohl an oder nahe dieser Stelle gelegen haben.
Die an der Fischa gelegene Ladenmühle war ein Holzbau, von dem auch angeblich ihr Name abgeleitet wurde; ein Rückführung des Namens auf die Ladendorfer, unter deren Herrschaft erstmals eine Mühle in Gramatneusiedl genannt wurde, ist wenig wahrscheinlich.
Die Lage der Ladenmühle verdeutlicht der
Katasterausschnitt 1869
(strichlierte Linien).
1751 erwarb der Müllermeister Ignaz Osmann (1730–1778) von Theresia Michlin die alte Ladenmühle an der Fischa. Er ließ sie vermutlich noch im selben Jahr abreißen und – unter teilweiser Einbeziehung
alten Baubestandes – an deren Stelle eine neue aus Stein bauen, erweitert um einen ebenfalls steinernen Wohnbau und einen Stallungstrakt: Zwei zweigeschossige Gebäudetrakte in L–Form umgaben einen rechteckigen Innenhof; das südlich gelegene Wohngebäude besaß einen kleinen Turm
mit Uhr. Das Haus verfügte auch über eine Kapelle mit eigenem Messleser, der für die Jahre 1754 bis nach 1800 belegt und damit der erste ortsansässige Priester in Gramatneusiedl
war.
Nach Osmanns Tod wechselte die Ladenmühle mehrfach den Besitzer. 1845 kaufte sie Max Todesco (1813–1890) samt zehn
Joch Grund um 70.000 Gulden. Er ließ die Mühle 1846 abreißen und hier die 1847 eröffnete dritte Textilfabrik Marienthal errichten. Die auf dem Gelände der ehemaligen Ladenmühle errichteten Fabrikanlagen
(im Wesentlichen der Spinnereikomplex) wurden 1939 von der »Landwirtschaftlichen Genossenschaft Gramatneusiedl« erworben, welche bis 1940 die Gebäude zu
Getreidelagern und Reparaturwerkstätten für landwirtschaftliche Geräte umbauen ließ. Diese wurden 1945 von Soldaten der Deutschen Wehrmacht
niedergebrannt. Heute befindet sich auf dem Areal der ehemaligen Ladenmühle der Werkstättenbetrieb von »Raiffeisen-Lagerhaus«.
Weitere Informationen auf dieser Website:
Große Chronik von Gramatneusiedl,
Marienthal und Neu-Reisenberg:

Häuserbuch Marienthal 1930:
Dritte Textilfabrik Marienthal.
Bildarchiv:

© Reinhard Müller Stand:
Juni 2010
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