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Max Todesco
das ist
Maximilian Todesco
geb. Wien, am 5.
Januar 1813
gest. Wien, am 12.
Juni 1890
Großindustrieller und Kunstsammler,
Eigentümer
der Textilfabrik Marienthal
Max Todesco erhielt
eine gediegene Ausbildung als Kaufmann, unter anderem in Hamburg. 1845
übernahm er als ältester Sohn von
Hermann Todesco (1791–1844) die Textilfabrik Marienthal,
kaufte ein Jahr später die Ladenmühle (samt zehn Joch Grund), ließ diese niederreißen und
an deren Stelle seit 1846 eine neue Fabrikanlage erbauen. 1845 bis 1846
ließ er auch einen Verbindungskanal zwischen Piesting und Fischa
teils tiefer, teils neu
stechen, den heutigen
Feilbach. Das neue Fabrikgelände auf der künstlich
geschaffenen Insel zwischen Feilbach und Fischa wird noch heute durch
die Hauptstraße geteilt. Hier entstand in den nächsten Jahrzehnten jene
riesige
Fabrik und Arbeiterkolonie, die das Bild Marienthals über ein
Jahrhundert prägte. 1850 wurden die ersten Komplexe fertig gestellt: die
Einfahrtanlage,
flankiert vom Portierhaus und dem Technischen Büro,
die Spinnerei
mit Karderie
sowie ein Stall- und Magazingebäude mit angeschlossenem
Feuerwehrdepot. Der
nächste große Fabrikbau erfolgte 1855: die
Weberei samt Weberei-Kesselhaus und
sechsundvierzig Meter hohem Weberei-Schornstein.
Unter Max Todesco
erlebte die Textilfabrik Marienthal einen außerordentlichen Aufschwung.
In einem Bericht aus dem Jahr 1855 heißt es, dass die landesbef(ugte)
Baumwollspinnfabrik von Max Todesco in Marienthal 1854 mit 27.200
Feinspindeln 960.000 Pfund Garne der Nummern 6 bis 40 erzeugte. Damit
war Marienthal nach den Textilfabriken von Pottendorf und Trumau auf der
Produktionsebene die damals drittgrößte im Amtsbezirk Ebreichsdorf
(Niederösterreich). 1858 soll die Textilfabrik Marienthal bereits
tausend Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt haben. Die Expansion
machte es notwendig, für Unterkünfte zu sorgen. Bereits 1845 ließ Max Todesco die
alte Fabrik seines Vaters vergrößern und zu einem
Wohngebäude für seine Arbeiterschaft umbauen. Dieses Gebäude besteht
noch heute und ist unter dem Namen
»Altgebäude«
bekannt. Gegenüberliegend, auf der anderen Seite des Feilbachs, ließ
Todesco 1846 ein ebenerdiges Wohnhaus errichten, den
Schulhof, weil hier
auch die
Fabrikschule untergebracht wurde (1991 abgerissen). 1846 wurde
schließlich entlang der Fischa ein neues, dreigeschossiges Wohnhaus
gebaut, das noch bestehende so genannte
Neugebäude,
welches im Herbst 1846 mit 40 Wohneinheiten eröffnet und 1850 mit fast
doppelt so vielen fertig gestellt wurde. Durch diese Wohnhäuser wurde
»Marienthal«
nicht bloß der Name für eine Fabrik, sondern bezog auch die
fabrikeigenen Arbeitersiedlungen ein. Die ständige Ausweitung der Fabrik
und Arbeiterkolonie Marienthal führte letztendlich dazu, dass Max
Todesco all sein Geld verlor und deshalb 1858 die Fabrikbefugnis
zurücklegen musste. Die Fabrik übernahmen daraufhin seine jüngeren
Brüder
Eduard Todesco (1814–1887) und
Moritz Todesco (1816–1873),
welche für ihren Bruder Max eine Familienstiftung einrichteten, von
deren Zinsen er fortan lebte.
Der geheime großherzoglich
mecklenburgische Kommerzienrat und Dezember 1846 bis 19. Juni 1869 Großherzogliche Konsul in
Wien Max Todesco lebte in Wien, Obere Bräunerstraße 1136 (heute
Bräunerstraße 8 / Habsburgergasse 5), mit
seiner Frau Henriette, geborene Gumpel (1821–1892), die er 1840 in
Hamburg geheiratet hatte und welche sich 1848 von ihm scheiden ließ. Selbst begeisterter Maler und Grafiker (nach
seinem Tod wurden über fünfzig seiner Gemälde und Grafiken versteigert)
legte er sich eine wertvolle Sammlung zeitgenössischer Künstler und
alter Meister wie Albrecht Dürer (1471–1528) und Rembrandt (1606–1669)
zu.

Über und Texte
von Max Todesco auf dieser Website
● Todesco, Max: Abschrift des Stiftungsbriefbriefes der Kinderbewahranstalt zu Gramatneusiedl. Wien, am 22. August 1846:

● [Anonym]:
Collection Max Todesco, Wien.
Oelgemälde, Aquarelle, Kupferstiche, Antiquitäten und Bücher. (Katalog
der Kunst-Sammlung des Herrn Max Todesco, weil[land] geh[eimer]
grossherzogl[ich] meklenburgischer [!] Commercienrath, bestehend aus
Oelgemälden, Aquarellen, Handzeichnungen, Kupferstichen, Antiquitäten
und Büchern. Versteigerung am 15. Februar 1892 durch H[ugo] O[thmar]
Miethke, Kunsthändler, I. Neuer Markt Nr. 3 (LXXXIII. Kunst-Auction),
A[nton] Einsle, Kunst-Antiquar, I. Riemergasse Nr. 11 (LXIII. Kunst-Auction).)
Wien: Verlag von A. Einsle 1892, 72 S.:

● Große Chronik von
Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg:

● Bilder:
Die Besitzer der Marienthaler Textilfabrik:

© Reinhard Müller
Stand:
April 2011
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