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Stephan Mautner

geb. Wien, am 12. Februar 1877

gest. vermutlich Konzentrationslager Auschwitz (heute Oświęcim, Polen), im Juli 1944

Großindustrieller, Schriftsteller, Maler und Grafiker, Eigentümer der Textilfabrik Marienthal

Selbstporträt

Stephan Mautner Sohn des Großindustriellen Isidor Mautner (1852–1930) und der Kunstmäzenin Jenny Mautner (1856–1938), wuchs in einem künstlerisch geprägten Haus auf, zusammen mit seinen Geschwistern, mit denen er übrigens bis 1905 im Garten der Mautner-Villa Theater spielte: der Volkskundler, Volksliedsammler, Grafiker und Großindustrielle Konrad Mautner (1880–1924), Katharina Breuer-Mautner (1883–1979) sowie der Malerin und Schriftstellerin Marie Mautner-Kalbeck (1886–1972). Privaten Mal- und Zeichenunterricht erhielt er durch den Bildhauer und Kunsterzieher Josef Breitner (1864–1930) und den Maler, Grafiker und Fotografen Ferdinand Schmutzer (1870–1928), Violinunterricht durch Fritz Wahle.

Nach dem Besuch des Schotten-Gymnasiums in Wien absolvierte Stephan Mautner 1897 eine Webschule und 1897 bis 1898 einen Handelskurs. 1898 bis 1899 arbeitete er ein Jahr lang als Weber im väterlichen Betrieb im böhmischen Schumburg und Tannwald (Šumburk, Tanvald, beide Tschechische Republik). 1899 begleitete Mautner S(einer) M(ajestät) S(chiff) »Kaiserin Elisabeth« auf einer Weltreise als kommandierender »commercieller Berichterstatter« des Handelsministeriums nach Ostasien. Von dort reiste er mit dem Dampfer »Doric« über Honolulu nach San Francisco (California), mit der Bahn nach New York (New York) und mit S(einer) M(ajestät) S(chiff) »Kaiser Wilhelm der Große« wieder zurück nach Europa. 1900 heiratete er Elsa Eissler (1877–1944), mit der er drei Kinder hatte: Andreas (1901–1980), Elisabeth (1903–1993) und Karl Friedrich (1915–2002). 1900 bis 1930 war Stephan Mautner Generaldirektor-Stellvertreter – bis zu dessen Tod gemeinsam mit seinem Bruder Konrad Mautner – im Unternehmen seines Vaters Isidor Mautner, wobei er seit 1928 schrittweise dessen Positionen in den diversen Unternehmungen übernahm; so war er auch seit 1925 Besitzer der Textilfabrik Marienthal. Außerdem war Stephan Mautner noch in etlichen Verwaltungsräten tätig: »Steyrermühl Aktiengesellschaft«, »Rosenberger Cellulose und Papierfabrik Aktiengesellschaft«, »Eisenwerke Sandau Aktiengesellschaft«, »Wiener Schauspielhaus Aktiengesellschaft«. Nach dem Zusammenbruch des Industrieimperiums seines Vaters 1930 ging Stephan Mautner in Pension und widmete sich seinen Leidenschaften: der Kunst und der Jagd. Lediglich sein Sohn Andreas Mautner blieb im Vorstand der Gesellschaften. 1932 übernahm die Wiener »Credit-Anstalt Aktiengesellschaft« die Mautnerschen Firmen in Österreich und die Prager »Živnostenská Banka akciová společnost« die in der Tschechoslowakei.

Stephan Mautners Leidenschaft galt allerdings der Malerei, Grafik und Schriftstellerei. Bereits seit seinem zwölften Lebensjahr künstlerisch tätig, erhielt er später auch eine zusätzliche Ausbildung durch den Maler und Grafiker Hugo Charlemont (1850–1939). Stephan Mautner trat vor allem als Aquarelllist hervor: Landschaften, Porträts, Genrebilder. Nach der Liquidierung der »Vereinigten Österreichischen Textil-Industrie Mautner Aktiengesellschaft« lebte er ausschließlich als freischaffender Künstler. Er illustrierte auch Bücher, unter anderem eines des österreichischen Schriftstellers Vinzenz Oskar Ludwig (1875–1959), und gestaltete Kunstdruckwerke für die »Wiener Graphischen Werkstätten«, etwa eine Weihnachts-Glückwunschkarte aus dem Jahr 1912. Mautner war auch wiederholt Beiträger des »Neuen Wiener Tagblatts« (Wien) sowie verschiedener Jagdzeitschriften und pflegte zahlreiche Künstlerfreundschaften (siehe den Kreis um seine Mutter Jenny Mautner).

Im November 1938 flüchtete Stephan Mautner mit seiner Familie nach Budapest. 1944 wurde er gemeinsam mit seiner Frau Elsa, geborene Eissler (1877–1944), in das Sammellager in der Szabolcs utca, Budapest, deportiert, von dort nach dem Juli 1944 deportiert, vermutlich in das Konzentrationslager Auschwitz (Oświęcim, Polen), wo beide ermordet wurden. 1947 wurden Stephan Mautner und seine Frau mit dem Datum vom 8. Mai 1945 für tot erklärt. Deren drei Kinder, Andreas (später: Andrew) Mautner (1901–1980), Elisabeth (später: Elizabeth) Mautner (1903–1993) und Karl Friedrich Mautner (1915–2002), überlebten.

Selbstständige Publikationen von Stephan Mautner

● Bericht über eine kaufmännische Studienreise nach Ostasien. Wien: Im Selbstverlage des Verfassers 1899, 24 S.: Titelblatt.

● Das Haus auf der Dürr. Bilder und Geschichten aus der Wechselgegend. (Außer der für den Urheber als Privatdruck angefertigten Auflage wurden für den Buchhandel 120 Abzüge hergestellt und handschriftlich numeriert. Wien: Verlag der Waldheim-Eberle A-G 1918, 192 S. Der angesprochene Privatdruck erschien unter dem Titel »Trattenbach« und ist ansonsten identisch mit der Buchhandelsausgabe. Das Buch enthält Prosa, Grafiken und Gemälde: Titelblatt 1 & Titelblatt 2.

● Farbige Stunden. Mit Bildbeigaben nach Aquarellen, Bleistift- und Federzeichnungen des Verfassers. (Gedruckt in einer Auflage von 1000 numerierten und vom Autor eigenhändig signierten Exemplaren.) Leipzig–Wien: Verlag der Wiener Graphischen Werkstätte 1921, 143 S. Das Buch enthält Prosa, Grafiken und Gemälde: Titelblatt.

● Farbige Stunden. 2. Teil. Mit Original-Lithographien und Bildbeigaben nach Aquarellen und Federzeichnungen des Verfassers. Wien: Steyrermühl-Verlag 1927, 132 S. Das Buch enthält Prosa, Lyrik, Grafiken und Gemälde: Titelblatt.

● (Illustrator) Vinzenz Oskar Ludwig: Aus des Heiligen Franz von Assisi Wundergarten. Mit Illustrationen von Stephan Mautner. (Umschlagentwurf Konrad Kabelka.) Wien: Bernina-Verlag 1947, 40 S.: Umschlagblatt & Titelblatt.

Über Stephan Mautner auf dieser Website

● Kalbeck-Mautner, Maria [geborene Marie Mautner] / Breuer-Mautner, Katharina [geborene Mautner]: Erinnerungen an die Mautner-Villa, in: Unser Währing. Vierteljahrsschrift des Vereins zur Erhaltung und Förderung des Währinger Heimatmuseums (Wien), 3. Jg., H. 1 (1968), S. 14–18:

● Bucek, M[argarete]: Mautner, Stephan, in: Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Herausgegeben von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, redigiert von Eva Obermayer-Marnach. VI. Band: [Maier] Stefan – Musger August. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1975, S. 165:

● Breuer, Käthy [d.i. Katharina Breuer, geborene Mautner]: G’schichten aus dem Elternhaus. Memoiren von Käthy Breuer (1883–1979). [Wien 1975], [I], 21 S.; Maschinenschrift mit fotokopierten Fotos:

● Breuer, Käthy [d.i. Katharina Breuer, geborene Mautner]: Jugenderinnerungen der Schwester Konrad Mautners. Kommentiert von Gerlinde Haid, in: Volkskunde. Erforscht – gelehrt – angewandt. Festschrift für Franz C[arl] Lipp zum 85. Geburtstag. (Herausgeber: Dr. Gunter Dimt.) Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum [1998] (= Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich. 7.), S. 25–36:

● Große Chronik von Gramatneusiedl, Marienthal und Neu-Reisenberg:

● Bilder: Die Besitzer der Marienthaler Textilfabrik:

© Reinhard Müller
Stand:
September 2011

Bibliografie
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